Chronik/Wien

Führerschein-Eintrag gegen Rapid-Tickets

„Was sind Sie von Beruf?“, fragt Richterin Minou Aigner im Landesgericht für Strafsachen den Zeugen. „Unternehmer“, sagt Michael Krammer. Aigner: „Haben Sie eine Stellung im Fußballverein?“ Krammer: „Seit gestern nicht mehr.“

Montagabend wurde Krammer als Präsident des SK Rapid abgelöst, Dienstagfrüh führte ihn der Weg in den Gerichtssaal. Gemeinsam mit der (ebenfalls zurück getretenen) Rapid-Stimme Andy Marek und Geschäftsführer Christoph Peschek. Doch vorab will sich die Richterin bei den Anwesenden erkundigen: „Der neue Präsident... freut das die Rapidler?“ „Die 53 Prozent mehr als die 47 Prozent“, antwortet ein Anwalt.

Amtsmissbrauch

Doch die personellen Besetzungen im Fußballverein tun in dieser Verhandlung eigentlich nichts zur Sache. Angeklagt sind neun Personen. Darunter eine ehemalige Mitarbeiterin des Verkehrsamtes. Der Frau wird Amtsmissbrauch angelastet. Sie hatte Führerschein-Einträge manipuliert – das gibt sie zu.

Und genau hier spielt Rapid dann doch wieder eine Rolle. Die Frau ist Fan. Ebenso wie einer der Angeklagten. Gegen VIP-Tickets soll sie ihm (über Vermittlung eines Rapid-Mitarbeiters) einen Eintrag im Führerschein gemacht haben – konkret geht es um den Code 111. Damit ist es erlaubt, mit B-Führerschein Leichtmotorräder zu lenken.

Theoretisch sind dafür sechs Fahrstunden nötig. Doch die absolvierte der angeklagte Edelfan nicht.

Wichtige Besprechung

Und da kommen Krammer und Co ins Spiel. Sie waren dabei, als der Mitarbeiter dieses Angebot gemacht haben soll. Und sie bestätigen das auch. „Wir sind in meinem Büro gesessen und hatten Gespräche rund ums neue Stadion. Damals lag eine große Spannung im Raum. Weil wenn der Herr X. (der Fan, Anm.) Themen will, will er sie auch durchsetzen“, erinnert sich Marek.

Urteile: Acht Monate bedingt für die Frau und den Rapid-Fan, Schuldspruch ohne Zusatzstrafe für einen weiteren Angeklagten; nicht rechtskräftig. Für die restlichen Beschuldigten gab’s rechtskräftige Freisprüche.