Flüchtlinge in Wien sind "Welcome, Oida"
Von Julia Schrenk
"Stellen Sie sich vor, Sie haben alles verloren und müssen in einer neuen Stadt von vorne anfangen", sagt Anna Müller-Funk. "Das geht nur, wenn Sie sich auch willkommen fühlen." Müller-Funk ist eine der Initiatorinnen der Aktion "Welcome Oida", mit der am heutigen Weltflüchtlingstag eine Lanze für die Willkommenskultur in Wien gebrochen werden soll.
Denn die Solidarität mit Flüchtlingen sei nicht, wie von der Politik behauptet, geschwunden. Das zeige unter anderem das Mitwirken der Zivilbevölkerung am App New Here, das ein junges Team aus Technikern, Kartografen, Studenten um Müller-Funk entwickelt hat: "New here" ist ein virtueller Stadtplan für Flüchtlinge, der KURIER berichtete bereits. In fünf Sprachen erfahren sie, wo Behörden und Deutschkurse, günstige Einkaufsmöglichkeiten oder Ärzte zu finden sind. Außerdem werden Flüchtlinge über Freizeitangebote informiert. Vereine, Institutionen, Privatpersonen können diese Infos in das App eintragen. Seit heute, Montag, kann man die App gratis herunterladen.
Zu Besuch im Rathaus
Unter dem Motto "Welcome oida" und auf Einladung des Grünen Klubs waren heute auch zahlreiche Flüchtlinge, vor allem aus Syrien und Afghanistan, zu Gast im Wiener Rathaus. Nach einer Führung durch das Haus nahmen sie im Sitzungssaal Platz, einige ergriffen auch das Wort.
Unterstützt wird die Aktion auch von Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich. Er lobte die Aktion und den "grandiosen" Stadtplan und übte zugleich Kritik: "Wieso braucht es die Zivilgesellschaft für die Erfüllung trivialer politischer Aufgaben?", fragte Patzelt. Und er kritisierte auch die "geschürte Angst" vor und die „inszenierte Ablehnung“ von Flüchtlingen durch die Politik, den Boulevard und Blogs. Es sei eine "widerwärtige Neiddebatte", die auf Kosten von Schutzssuchenden ausgetragen werde.