Chronik/Wien

Favoriten: Das frierende Klassenzimmer

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Das gilt manchmal auch für das Energiesparen, wie das Beispiel des Laaerberggymnasiums in Wien-Favoriten zeigt. „In manchen Klassenzimmern war es diesen Herbst schon so kalt, dass die Schüler mit Jacke und Handschuhe im Unterricht gesessen sind“, erzählt Stefanie Habenberger aus der 6A. „In anderen ist es wieder extrem heiß.“

Winterkleidung

Dass die Schüler in Winterkleidung in der Klasse sitzen müssen, gehöre sicher nicht zum Alltag, betont Direktor Franz Wendelberger. „Aber ich stehe dazu, dass es zeitweise Probleme mit der Heizung gegeben hat. Das Problem ist: Wir als Schule haben keinen Einfluss auf die Regulierung.“

Wie bei rund 60 weiteren Schulen in Wien und anderen Gebäuden im Besitz der Bundesimmobiliengesellschaft wird auch beim Laaerberggymnasium die Heizung von privaten Firmen extern geregelt. Im aktuellen Fall ist es Siemens. Ziel dieses seit mehreren Jahren laufenden sogenannten Contracting-Projekts ist die Einsparung von 20 Prozent der Energiekosten.

Das gelingt zwar, doch bei der Feinabstimmung der vertraglich fix vorgegebenen Raumtemperatur (z.B. 21 Grad in den Klassenzimmern, 18 Grad auf den Gängen) kommt es bisweilen zu Problemen. „Das System am Laaerberg ist auf hohe Volllast bei sehr niedrigen Temperaturen ausgelegt. In der Übergangszeit, wenn es zwischen fünf und zehn Grad hat, gibt es Schwierigkeiten, das Level zu halten“, sagt Martin Kapoun, der im Stadtschulrat für das Projekt zuständig ist. Einer seiner Experten soll nun die Schule besuchen. Kapoun geht davon aus, dass der Betreiber an der Grenze operiert, um das Sparziel zu erreichen.

Bei Siemens weist man das zurück: „Von unserer Seite wird die festgelegte Temperatur eingehalten.“ Man könne die vorgeschriebenen Werte von sich aus gar nicht ändern.

Kein Einzelfall

Das Laaerberggymnasium ist kein Einzelfall: 2009 berichtete der KURIER über eine AHS in Simmering, in der die Kinder nach den Weihnachtsferien in 10 Grad kalten Klassenzimmern sitzen mussten. Laut Kapoun würde es aber nur bei höchstens drei bis fünf der 60 Schulen Heizungsprobleme geben.