Chronik/Wien

Fahrschule Europa: 400 Opfer vermutet

Hunderte Führerschein-Aspiranten stürmen derzeit die Polizeiinspektionen, um Anzeige zu erstatten. „Eine Beamtin ist momentan nur damit beschäftigt, alle Akten aus ganz Wien zusammenzuführen“, berichtet Polizeisprecher Thomas Kaiblinger. Der KURIER-Bericht über den mutmaßlichen Betrug in der Fahrschule Europa in der Markhofgasse (Wien-Landstraße) sorgte für Aufregung.

Wie berichtet, soll der Serbe Milan R. bereits zum zweiten Mal eine Fahrschule in die Insolvenz geführt haben. Schon 2010 betrug der Schaden in Kaisermühlen 400.000 Euro, 800 Schüler sahen von ihrer Kursgebühr bis heute keinen Cent. Kurios: Erst vor zwei Monaten bekam R. vom OGH Recht, dass er für den Schaden überhaupt nicht haftbar ist.

Am Mittwoch gab es erstmals Kontakt zwischen der Kripo und Milan R. „Ich bin nicht auf der Flucht“, erklärte er. Er sei auch bereit, für eine Einvernahme zur Verfügung zu stehen. Dazu muss die Polizei aber erst alle Opfer einvernehmen – bisher waren das erst rund drei Dutzend. Insider vermuten rund 400 Betroffene. Unklar ist noch, wo die zwei fehlenden Luxusautos und die Kasse der Fahrschule abgeblieben sind.

Besonders dreist: Am 5. Juni wurde der Fahrschule von der Behörde die Lizenz entzogen. Das hinderte die Mitarbeiter aber offenbar nicht, bis vergangenen Freitag Kursgelder zu kassieren. Teilweise sogar ohne Rechnungen auszustellen, wie zumindest die Großmutter eines Fahrschülers berichtet. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat sich nun eingeschaltet und hilft den Hunderten Opfern, zu ihrem Geld zu kommen (www.verbraucherrecht.at).

Die Arbeiterkammer Wien fordert nun eine Gesamtreform des Fahrschulwesens in Österreich.