Chronik/Wien

Oliver N. soll gegen 16-Jährige aussagen

Michaela K. (Name geändert) legte eine Turbo-Radikalisierung hin. Im September des Vorjahres begann die Wienerin, 16, eine reaktionäre Form des Islams auszuleben. Zwei Monate später fiel der Entschluss, mit ihrem nach islamischem Ritus verheirateten Ehemann ins Terror-Kalifat nach Syrien zu gehen. Er schaffte es zur Terrorgruppe Islamischer Staat, bei ihr blieb es bei einem Versuch, da ihre Mutter den Reisepass zurückgehalten hatte.

Die Geschichte über "Malika Muslima", wie sich die 16-Jährige nach ihrer Metamorphose genannt hat, ist eine jener Terror-Fälle, die nun vor Gericht landen: Wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung haben sie und einer ihrer Bekannten, 18, eine Anklage am Hals. Da sie jugendlich ist, drohen ihr maximal fünf Jahre Haft.

Vor dem Schöffensenat wird es eine Premiere geben: Erstmals wird mit Oliver N. ein Syrien-Rückkehrer als Zeuge aussagen. Der Wiener, der sich nach seiner Rückkehr gestellt hatte, bot sich der Justiz als Belastungszeuge an.

Frauen für das Kalifat

Glaubt man der Anklage, so dürfte der Wiener mit der 16-Jährigen in Kontakt gestanden sein. Laut Akt gab er ihr Reise-Tipps, stellte Kontakt zu einem Schleuser her und rang ihr das Versprechen ab, Ehefrauen für Kämpfer aufzutreiben. Bei einer Hausdurchsuchung stellten Verfassungsschützer 315 Euro für die Reise sicher. Und sie registrierten zwei Besuche in Reisebüros für den Kauf von Bustickets nach Istanbul. Der Bekannte soll Michaela K. unterstützt und einen ähnlichen Plan verfolgt haben.

K. war im Vorfeld für niemanden zugänglich: Ihre Mutter, eine Psychologin und anfangs auch der Verfassungsschutz waren überfordert. Ihr Anwalt, Wolfgang Blaschitz, spricht von einer "schwachen Anklage". Es handle sich "um Teenager-Träume". Er kritisiert, dass der Staatsanwalt das jugendliche Alter nicht berücksichtigt habe.

Beide geben die Pläne zu. K. erklärte aber, sie wollte nur bei ihrem Ehemann sein. Ein Prozesstermin steht noch aus.