Chronik/Wien

Lebenslange Haft nach Doppelmord: "Es hätte jeden von uns treffen können"

Wojciech M. gilt als hochgefährlich. Während der gesamten Verhandlung im Landesgericht für Strafsachen in Wien stehen drei Justizwache-Beamte um ihn herum. In der Haft tobte der 51-Jährige, stieß seinen Kopf immer wieder gegen die Wand. Bei der Begutachtung durch den psychiatrischen  Sachverständigen war strenge Bewachung nötig.  Der Mann gilt als tickende Zeitbombe.

Der 51-jährige Pole ist wegen Doppelmordes angeklagt. Anfang des Jahres soll er in Wien zwei Morde begangen haben. 

Am 1. Jänner wurde das erste Opfer, ein 74-Jähriger, tot in seiner Wohnung aufgefunden. Nur wenige Tage später, am 7. Jänner, drang er ins Haus einer 31-jährigen Mutter ein. Der Ehemann fand die Leiche der Frau einen Tag später. "Er hat zwei Leben auf die brutalste und abscheulichste Weise ausgelöscht", sagt die Staatsanwältin. Und: "Es hätte jeden von uns treffen können."

Nun, bei seiner Verhandlung, spricht Wojciech M. (vertreten von Astrid Wagner) so leise, dass man ihn kaum versteht. "Ich weiß gar nichts", sagt er. "Es ist alles wie ein Alptraum."

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In beiden Fällen soll der Angeklagte bewusst nach unverschlossenen Türen gesucht haben. Sein erster Opfer, der 74-Jährige war gerade erst von einer Silvesterfeier bei Freunden heimgekehrt. Laut Staatsanwältin fesselte der Angeklagte sein Opfer und quälte den Mann über Stunden - unter anderem mit einem Nordic Walking-Stecken. Die Staatsanwältin berichtet über abscheuliche Details. "Man kann sich nicht vorstellen, was der Mann erlebt hat."

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Dann wechselte er seine Kleidung, wusch sich. Danach soll Wojciech M. nach Graz gefahren sein - ehe er wenige Tage später wieder nach Wien zurückkehrte und auf sein nächstes Opfer gestoßen sein soll. 

Am Nachmittag des 7. Jänner drang der Obdachlose laut Anklage in das Haus einer jungen Familie ein. Er schlug auf eine junge Mutter ein, griff zum Küchenmesser - die Kinder der Frau befanden sich im Haus.

Wojciech M. hat eine "hochkriminelle, aggressive Persönlichkeit von hohem Störungsgrad", heißt es in einem Gutachten. Seit seiner Kindheit ist er Alkohol-abhängig. Empathie ist ihm fremd. Darum wurde auch eine Unterbringung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum beantragt.

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Bei den beiden Taten gibt es zahlreiche Parallelen. Unter anderem nahm der Täter immer Schuhe mit. Und ließ die seinen zurück.

Doch auch auf mehrmalige Nachfrage des Richters kann sich der angeklagte Pole laut eigenen Angaben an nichts erinnern. Er habe sehr viel Alkohol und Drogen konsumiert, sagt der Mann.

Doch die Ermittler haben zahlreiche Beweise gesammelt. Sie werden auch den Geschworenen präsentiert. "Was Sie hören werden, wird hart und grausam", warnt die Staatsanwältin vor. "Am Ende des Tages werden wir sprachlos und betroffen zurückgelassen."

Das Urteil war eigentlich für Dienstag geplant, wurde aber noch am Montag gefällt: Wojciech M. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Zusätzlich wurde der Mann in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen. Mildernd wurde seine schwere Persönlichkeitsstörung gewertet, aber erschwerend waren die beiden brutalen Verbrechen, seine heimtückischen und für die Opfer qualvolle Taten, der Einsatz von Waffen und seine Vorstrafen.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Es wurde eine Nichtigkeitsbeschwerde und Strafberufung angemeldet.