DÖW übersiedelt auf das Otto-Wagner-Areal
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) soll vom Alten Rathaus in Wien auf das Otto-Wagner-Areal übersiedeln. Ein entsprechender Antrag ist am Dienstag im Kulturausschuss des Wiener Gemeinderates beschlossen worden. Die Stadt will das Vorhaben mit ihrem Zuschuss zum 100-Jahr-Jubiläum als eigenständiges Bundesland finanziere.
Die Übersiedlung vom Alten Rathaus, wo die Institution seit den 1960er-Jahren beheimatet ist, auf das Gelände des Otto-Wagner-Spitals auf der Baumgartner Höhe in Wien-Penzing wird mit Platzmangel begründet. Ziel sei es, dort einen Forschungs- und Archivbetrieb nach modernen Maßstäben zu ermöglichen, berichtete „Der Standard“ am Dienstag. Der historisch höchst belastete Pavillon 15, Teil des „Spiegelgrunds“, soll gemäß dem Beschluss einer neuen Nutzung zugeführt werden. Das 2003 errichtete Mahnmal wird an Ort und Stelle durch eine Ausstellung zur Geschichte der NS-Medizinverbrechen ergänzt.
Die Klinik Penzing wird bis 2032 komplett stillgelegt und von dem Areal abgesiedelt. Bis zum heurigen Sommer gab es den Plan, die Central European University (CEU) als Nachnutzung auf dem Gelände unterzubringen. Die private Hochschule sprang aber ab und ist derzeit auf der Suche nach einer neuen Bleibe.
Im Rathaus verspricht man sich davon, Wien als Universitäts- und Forschungsstandort abzusichern bzw. auszubauen, heißt es. Gedacht ist die Übersiedlung aber auch als bewusster Schritt zur Auseinandersetzung mit der dunklen Historie des Otto-Wagner-Geländes. Denn in dem Antrag wird auf die „historische Verantwortung“ für das Areal verwiesen. Während der Zeit des Nationalsozialismus fungierte das Krankenhaus als Zentrum für sogenannte Euthanasieprogramme. In der „Kinderfachabteilung“ wurden 800 Kinder mit Krankheiten oder Behinderungen ermordet, insgesamt wurde 7.500 Patientinnen und Patienten das Leben genommen. Um auf diese Geschichte aufmerksam zu machen, betreibt das DÖW im unteren Bereich des Areals eine Ausstellung und bietet Führungen für Schulklassen an. Dieser museale Betrieb soll erhalten werden. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bezeichnete den Standort als „Bekenntnis, auch in Zukunft niemals zu vergessen und die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus am Areal zu bewahren“.
Für die Sanierung und Adaptierung der neuen Unterkunft beabsichtigt die Stadt laut dem Antrag, gemeinsam mit der Republik Österreich die erforderlichen Mittel einzubringen - und zwar zu gleichen Teilen. Konkrete Summen sind nicht genannt. Die Stadt Wien will zur Finanzierung laut dem Antrag den Jubiläumszuschuss verwenden, den Wien im Vorjahr vom Bund anlässlich der Trennung von Niederösterreich vor 100 Jahren bekommen hat.
Bevor es zu vertiefenden Planungen kommt, werden nun in einem nächsten Schritt Studien zu Raumbedarf und Realisierung durchgeführt, hieß es seitens der Stadt nach dem Ausschussbeschluss. Bauherrin ist demnach die Wiener Standortentwicklung GmbH (WSE). Die weiteren Umsetzungsschritte sollen Gegenstand einer gesonderten Beschlussfassung durch die zuständigen Organe der Stadt Wien sein.