Chronik/Wien

Christkind im gelben Gewand: Der Alltag eines Postlers

„Jetzt geht erst die eigentliche Arbeit los“, sagt Walter M., als er seinen mit Paketen vollgepackten Transporter um 7 Uhr  Früh startet. Davor hat er schon zwei Stunden „Packerln“ gescannt und einsortiert. 140 Fahrer machen das auf dem großen Platz in der Post-Paketzustellbasis in Wien-Donaustadt gleichzeitig. Bei jedem Wetter und wie kalt es auch sein mag. Sie tragen Stirnlampen, damit sie die Adressen am frühen Morgen lesen können.

 

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Walter M. kennt seine Tour seit Jahren, so kann er die Pakete auswendig nach Adressen einsortieren.
Schnell aus dem Paketlager rauszukommen ist wichtig, denn in der letzten Woche vor Weihnachten sind es besonders viele Pakete: 185  an diesem Tag. Einen Teil seiner Tour gibt Walter M. in der Vorweihnachtszeit an einen sogenannten „Springer“ ab. Das sind Paketzusteller, die über Subfirmen angestellt sind.

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Stressiger Advent

Weihnachten zaht sich“, sagt  Walter M. Die anstehenden Feiertage bedeuten für ihn vor allem Stress und weniger Freizeit. In dieser Zeit arbeitet er mindestens zehn Stunden am Tag. „Aber dafür freut man sich dann mehr auf die freie Zeit danach und auf einen ruhigen Punsch“, sagt er. Seit 20 Jahren ist der 57-Jährige bei der Post, 15 davon als Paketzusteller. Walter M. mag seinen Beruf. „Zuvor war ich in der Gastro, jetzt bin ich mein eigener Herr“, sagt er und drückt aufs Gas.

Aus dem gelben Bus wird alles rausgeholt, jede Sekunde zählt. Nicht vor jedem Haus findet er da einen perfekten Parkplatz, aber er bleibt nicht lange stehen. „Manche regen sich darüber auf, aber ihre Pakete wollen sie doch pünktlich“, sagt er. 

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Doppelt so viele Pakete

„Wo bleibt er denn?“, murmelt er leise, während er an einer Tür etwas länger warten muss. Doch die meisten Kunden auf seiner Tour kennt er gut, viele duzt er. Er weiß auch, wo er kurz einen Kaffee bekommt. Mittagessen gibt es im Auto unterwegs. „Ein paar Grantler hat man immer dabei“, meint Walter, „manche beschweren sich, weil man zu heftig klingelt, andere behaupten, ich hätte gar nicht geklingelt“. 

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Die Anzahl der ausgelieferten Pakete hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. 2009 lieferte die Post 50 Millionen Pakete im Jahr aus, 2018 werden es 109 Millionen sein. Im Dezember sind es   doppelt  so viele wie in den anderen Monaten.

Letzten Montag wurde ein Rekord von 672.000 Paketen erreicht. Dass Amazon in Wien seit Kurzem auch selbst  ausliefert, merke die Post trotz der guten Zahlen, sagt Pressesprecher David Weichselbaum

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Versandhandel

Den Markteinstieg von Amazon will auch Karl Delfs von der Gewerkschaft Vida „genau beobachten“. Er kritisiert, dass viele Paketzusteller – namentlich nannte er DHL und UPS – über Subfirmen „scheinselbstständig“ beschäftigt sind. Sie werden nach ausgelieferten Paketen bezahlt und geraten dadurch unter Zeitdruck.

Sie würden die erlaubten Höchstarbeitszeiten nicht einhalten und zu geringen Lohn bekommen. Er wünscht sich, dass die gearbeiteten Stunden über die Barcodescanner der Zusteller besser kontrolliert werden.

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Walter M. geht  lieber ins Geschäft, als im Internet zu bestellen. „Auch wenn das schlecht für mein Geschäft ist“, wie er sagt. Für ihn seien die einzigen negativen Seiten am Beruf die nassen Füße im Winter und  zwei Hundebisse, die er in 20 Jahren kassiert hat, sagt er und eilt schon wieder zum nächsten Haus.

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