Chronik/Wien

Caritas will Pflegebedürftigen auf Urlaub schicken

Dass sie das Riesenrad noch einmal sehen wird, damit hat Hermine Hnelozub nicht gerechnet. Denn die 87-Jährige Niederösterreicherin ist seit fünf Jahren pflegebedürftig. Jeden Morgen hilft ihr ihre Pflegerin beim Anziehen und Waschen.

Auf Einladung der Caritas Wien verbrachte Hermine Hnelozub von Montag auf Dienstag eine Nacht in Magdas Hotel (einem sozialen Projekt der Caritas), gleich neben dem Wiener Prater. Damit startete die Caritas Wien ein Pilotprojekt: Pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige Urlaub zu ermöglichen. "2015 machten rund 1,76 Millionen der über 15-Jährigen keinen Sommerurlaub. In 34,3 Prozent der Fälle lag das an eingeschränkter Mobilität oder familiären Verpflichtungen", sagt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien.

Das soll sich nun ändern. Die Organisation weist darauf hin, wie einfach ein Tapetenwechsel sei. Magdas Hotel in Wien und die Frühstückspension Obenauf im niederösterreichischen Retz sind mit barrierefreien Zimmern ausgestattet, Pflegekräfte können vor Ort zur Verfügung gestellt werden. Sie sollen dann beim An- und Ausziehen, Waschen der Pflegebedürftigen helfen, können aber auch – auf ärztliche Anordnung – Verbände wechseln oder Injektionen verabreichen. Damit könnten pflegende Angehörige entlastet, den Pflegenden selbst ein Tapetenwechsel zugestanden werden. "Der Bedarf ist da", sagt Caritas-Pflegeleiterin Ilse Frisch. Das Angebot richte sich an Menschen mit leichtem bis mittelschwerem Pflegebedarf.

Abgesehen von den Kosten für die Übernachtung ist ein "branchenüblicher" Lohn für die Pflegekräfte zu entrichten. Die reguläre Förderung ist auf den Wohnsitz der Pflegebedürftigen beschränkt, allerdings kann eine "Ersatzpflegeförderung" in Anspruch genommen werden. Schwertner hofft auf Nachahmer: "Wir würden uns freuen, wenn es auch im Hilton, im Sacher oder in einer Ein-Stern-Pension so ein Angebot gibt."