Chronik/Wien

Erfrischende Minze im Dritten

Die Löcher in der mintgrünen Wand sind nur notdürftig ausgebessert. Durch ein leicht verrostetes Industrie-Fenster kann man das Treiben in der Küche schemenhaft erkennen. Doch trotz – oder vielleicht wegen – seiner Unvollkommenheit strahlt das Café Menta auf dem Radetzkyplatz (3. Bezirk) Gemütlichkeit aus.

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„Ich wollte ein Wohlfühl-Café eröffnen“, sagt Inhaberin Selda Gürsesli, „das eine Brücke zwischen Alt und Neu schlägt.“ Denn die Menschen seien übersättigt von makelloser Architektur. Die Ex-Managerin weiß, dass das Konzept der Unvollkommenheit für Wien noch ungewöhnlich ist. Trotzdem wagte sie mit ihrem alten Bekannten und Do-An-Besitzer Ilhan Dogan den Schritt und eröffnete vor drei Wochen das Lokal in einem ehemaligen Solarium.

Die namensgebende Pflanze zieht sich durch die Speisekarte: So gibt es ein Spargelrisotto mit Tomaten-Minz-Pesto (8 Euro), ein Panna Cotta Menta (4 Euro) oder Hühnerfilet mit Sesam-Minz-Kruste (8 Euro). „Minze schmeckt mir einfach. Die Pflanze hat außerdem eine heilende und aphrodisierende Wirkung“, sagt Gürsesli.

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„Und sie verkörpert für mich den Flair des Südens.“ Reisen nach Kuba und Mexiko hätten sie inspiriert: „Ich wollte ein Lokal, das Spuren der Geschichte trägt, aber trotzdem im Jetzt ist.“

Das Publikum reiche vom Künstler bis zum Bawag-Mitarbeiter. Das Feedback sei großteils gleich: „Viele meinen, genau so etwas habe hier gefehlt.“ Denn im Weißgerber-Grätzel besteht kulinarischer Nachholbedarf. „Ich wohne zwei Blocks weiter. Sonst gibt es kein richtiges Grätzel-Café.“

Die weiteren Pläne für das Lokal sind noch nicht ganz ausgereift. Gürsesli: „Ich kann mir vorstellen, französische Filme an die Wand zu projizieren oder auch Catering für Büros anzubieten.“ Doch alles der Reihe nach: „Das Leben ist doch ein stetiges Wachsen.“