Chronik/Wien

Beliebtheit: Wiener Brunnenmarkt überholt den Naschmarkt

Auf dem Brunnenmarkt zwischen Thaliastraße und Payergasse regiert die bunte Vielfalt: Billigtextilien und Schuhe gehen hier ebenso über den Ladentisch wie frisches Obst, Gemüse, Käse, Gewürze, Trockenfrüchte, Fisch, Frischfleisch (auch halal), Hühnerfüße, Grillhendl, Käsekrainer oder Pferdeleberkäse. Dem Grätzel rund um den multikulturell geprägten Yppenplatz verleiht der Brunnenmarkt internationales Flair und für die Kundschaft aus der näheren Umgebung ist er nicht nur Nahversorger, sondern auch Treffpunkt.

Und er ist vor allem eines: Wiens beliebtester Markt – gemessen an der Kundenfrequenz. Die wurde heuer im Mai im Auftrag der Stadt evaluiert. Mit 72.674 Besuchern in der Woche verdrängte der günstige Brunnenmarkt den exquisiteren Rochusmarkt (56.251) und den von Touristen besonders geschätzten, hochpreisigen Naschmarkt (52.503) auf die Plätze.

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Kernöffnungszeiten

Insgesamt wurden auf allen 17 Detailmärkten der Stadt 357.917 Besucher pro Woche gezählt. Das entspreche einem Plus von elf Prozent, sagt Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) – die den Rekordwert primär mit der neuen Marktordnung begründet.

Seit Oktober 2018 sind die Marktstandler ja verpflichtet, Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 8 bis 12 Uhr offen zu haben. So wollte man an Nachmittagen oftmals halb ausgestorbene Märkte beleben.

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Die Maßnahme ist zwar umstritten, für Sima belegt die Frequenzerhebung aber den Erfolg. Diese zeige, dass die Wiener Märkte wochentags an Bedeutung für den täglichen Einkauf gewinnen. Insbesondere nach 15 Uhr erreiche die Frequenz ihren Höhepunkt, da für Berufstätige der Marktbesuch nach der Arbeit einfacher sei.

Eingeführt wurde mit der neuen Marktordnung auch ein generelles Rauchverbot in Marktständen. Seit Inkrafttreten gab es nach Verstößen 31 Anzeigen. Die Lizenz wurde bis dato aber nur einem Standler entzogen. Zwei weitere Verfahren sind noch anhängig.

Kritik

Die Pflicht-Öffnungszeiten sorgen jedenfalls nach wie vor für Diskussionen. Bettina Thallmaier, die am Brunnenmarkt in der „Speckhüttn“ Fleisch, Wurst, Kuchen und Textilien verkauft, stellen sie etwa vor organisatorische wie finanzielle Probleme. Weil sie allein im Verkauf stehe und sich keinen Mitarbeiter leisten könne, müsse sie Mittwochvormittag den Stand schließen, um die Ware abholen zu können, erzählt die Händlerin. Dadurch ergäben sich Umsatzeinbußen.

Dass an Nachmittagen unter der Woche besonders viele Kunden kommen – wie Sima sagt –, kann Thallmaier nicht bestätigen. „Im Sommer ist am Vormittag mehr los. Vor allem ältere Leute gehen in der Früh einkaufen.“

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„Am Nachmittag geht das Geschäft eindeutig besser“, meint dagegen Azmi Ersoy, der ein paar Meter weiter an sechs Ständen Käse, Gewürze und Trockenfrüchte verkauft. „Extrem stark“ sei die Frequenz am Samstag.

Kritik an Simas Darstellung kommt von den Neos und von der ÖVP. Für die rosa Fraktion bedeuten die Kernöffnungszeiten eine Schikane für die Marktstandler. Eine Sammelklage sei deshalb in Vorbereitung. Und bei den Türkisen stellt man infrage, ob die gestiegenen Besucherzahlen auf die neuen Öffnungszeiten zurückzuführen sind. „Bürokratie, Vorschriftsmarathon und Tariferhöhungen“ würden das wirtschaftliche Überleben der Standler bedrohen.

 

Vom Brunnen- bis zum Volkertmarkt

Rangliste: Hinter Brunnen-, Rochus- und Naschmarkt lag der Meiselmarkt im Mai mit 35.105 Besuchern in einer Woche auf Platz vier. Dahinter rangieren der Gersthofer Markt (27.020), der Hannovermarkt (23.560), der Vorgartenmarkt (14.406), der Viktor-Adler-Markt (12.695), der Meidlinger Markt (10.064), der Kutschkermarkt (9.408), der Karmelitermarkt (8.949), der Sonnbergmarkt (8.930), der Johann-Nepomuk-Vogl-Markt (7.907), der Schwendermarkt (7.182), der Floridsdorfer Markt (4.248), der Nussdorfer Markt (3.597) sowie der Volkertmarkt (3.418).