Chronik/Wien

Arzt niedergestochen: Opfer hatte Eindruck eines gezielten Angriffs

In Wien ist am Mittwoch im Sozialmedizinischen Zentrum Süd ein Oberarzt von einem Patienten niedergestochen worden. Über den mutmaßlichen Täter, einen 33-jähriger aus Sierra Leone, der seit 2004 in Österreich lebt und subsidiär schutzberechtigt ist, wurde am Freitag die U-Haft verhängt. Die Staatsanwaltschaft hat bereits einen Gutachter bestellt, um zu klären, ob der Mann möglicherweise unter Einfluss einer psychischen Erkrankung gehandelt hat.

Der schwer verletzte 64-jährige Mediziner hat sich nun erstmals in einem Gespräch mit dem Krankenanstaltenverbund zu Wort gemeldet. Interviews mit den Medien gab es nicht.

"Ich hatte keine Möglichkeit, zu reagieren"

Der Arzt sei gerade auf dem Weg in den zweiten Stock geweseb, mit einem technischen Gerät. Der Verdächtige sei rechts vom Arzt gesessen. "Wie ich vorbeigehe, nehme ich aus den Augenwinkeln wahr, dass er aufsteht, einen Gegenstand aus der Tasche zieht und schon fast elegant etwas davon abstreift. Und dann sehe ich das Messer. Im nächsten Moment hat er auch schon zugestochen. Ich hatte keine Möglichkeit, zu reagieren."

Der Mediziner habe sich die Hand auf die Wunde gelegt und versucht, wegzukommen. Gleich nachdem er sich in einem Nebenraum auf ein Bett gelegt hatte, seien seine Kollgen zu Hilfe geeilt.

Den Angreifer kenne er seit Jahren. "Ich würde ihn als ruhig, still, fast schon introvertiert beschreiben", sagt der Mediziner. "Ich hatte den Eindruck, ich wurde gezielt angegriffen. Ich glaube, es war ein persönlich zu nehmendes Vorgehen."

Wütend sei er dennoch nicht.

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Diskussion über Sicherheit

Der Angriff auf den Arzt hat eine Diskussion über die Sicherheit in Krankenhäusern ausgelöst. Die Forderung der Ärztekammer, Metalldetektoren in Spitälern zu errichten, hält er für "nicht realistisch". Kontrollen könnten zu Verzögerungen führen. "Diesen Angriff hätte nichts und niemand verhindern können. Er war eine Sache von Sekunden. Selbst wenn ein Sicherheitsbeamter in unmittelbarer Nähe gestanden wäre, hätte er die Tat nicht verhindern können", sagt der Arzt, der keine "Publicity" möchte.

Nun müsse man überlegen, wie man die Sicherheit in den Spitälern auch ohne Metalldetektorenverbessern kann.