Chronik/Wien

Anrainer wollen Autos rund um Wiener Hannovermarkt ausbremsen

Wer mit dem Auto zum Hannovermarkt im Wallensteinviertel einkaufen fährt, braucht starke Nerven – besonders am Samstag. Wagen, die in zweiter Spur parken und die Straße oder den Radstreifen blockieren, laute Hupkonzerte und waghalsige Fahrmanöver sind dann nämlich Standard.

Eine Gruppe von Anrainern will das ändern.

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Eine Fußgängerzone an der Kreuzung von Hannovergasse und Othmargasse soll das Chaos beheben, fordern sie.

„Es fehlt dort einfach an Platz“, sagt Otto Mittmannsgruber von der „Bürgerinitiative Brigittenau“. Die Idee hinter der Fußgängerzone (mit Liefererlaubnis) sei, dass parkplatzsuchende Autolenker nicht mehr im Kreis um den Markt fahren können.

Und: „Man muss die Marktbesucher in die Tiefgarage am Brigittaplatz locken – zum Beispiel mit einer Stunde Gratisparken.“ Tempo 30 in der Jägerstraße solle den Verkehr zusätzlich beruhigen.

Protestaktion am Samstag

Mit einem Protestfest am Samstag (ab 9.30 Uhr beim Hannovermarkt) wollen Mittmannsgruber und seine Mitstreiter ihre Forderungen bekannt machen – und zur Diskussion stellen.

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Ein Gespräch mit Bezirksvorsteher Hannes Derfler (SPÖ) am Dienstag verlief aus Sicht der Initiative ernüchternd. „Eine Fußgängerzone würde – zu Ende gedacht – den Markt umbringen“, sagt Derfler zum KURIER. Deshalb habe er den Wunsch abgelehnt und andere Lösungen vorgeschlagen – etwa mehr Polizei-Kontrollen.

Keine Alternative

Anrainer Mittmannsgruber kann Derflers Bedenken nicht nachvollziehen. Der Großteil der Besucher komme ohnehin zu Fuß, mit dem Rad oder den Öffis zum Markt, sagt er. „Die Polizei war schon bisher überfordert. Wir sehen keine andere Lösung als die Fußgängerzone.“

Das Angebot

Laut einer aktuellen Frequenzzählung ist der Hannovermarkt  mit 23.560 Besuchern pro Woche der sechstbeliebteste Wiener Markt. Insgesamt gibt es dort 42 Stände – acht davon betreiben Gastronomen, den Rest Händler. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 6 bis 19.30 Uhr; Freitag und Samstag   6 bis 17 Uhr. Bauernmarkt am Samstag.

Geschichte

Den Hannovermarkt, benannt nach der Königsfamilie von Hannover, gibt es seit 1850. Damals war er noch als Brigittamarkt bekannt, 1930 erhielt er seinen aktuellen Namen.  In  den 1960er-Jahren wurde er mit basarähnlichen Ladenzeilen neu errichtet. 2003 wurden Wasser-, Gas- und Stromleitungen sowie die Kanalisation erneuert.

Die anderen Fraktionen im Bezirk können der Fußgängerzone durchaus etwas abgewinnen: „Wir sind grundsätzlich für Verkehrsberuhigung um Märkte. Eine Fußgängerzone wäre okay“, sagt Neos-Bezirksrätin Petra Schittler.

Die Grünen wollen die Situation kurzfristig mit Angeboten für die Garage entschärfen und dann weitere Schritte diskutieren. Die FPÖ plädiert für ein Verkehrskonzept für das gesamte Grätzel, die ÖVP will eine Bürgerbefragung.

Renovierung läuft

Unterdessen geht die Sanierung des Marktes voran. Seit März werden die mehr als 50 Jahre alten Stände erneuert.

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Ihre Wände werden statisch nachgebessert und neu gestrichen – und zwar mit einer speziellen, graffitiresistenten Farbe. Der Stand in Richtung Gerhardusgasse ist bereits fertig, die restlichen Gebäude folgen bis Dezember.

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Die unterirdischen Kabel- und Leitungsschächte müssen ebenfalls erneuert werden. Sobald das erledigt ist, werden auch neue Bänke und ein Trinkbrunnen aufgestellt.