Ärztechef Steinhart sieht sich als Opfer einer "gezielten Intrige"
Von Josef Gebhard
Es waren kritische Tage für den Wiener Ärztekammer-Präsidenten Johannes Steinhart: Am vergangenen Freitag musste er sich in Spitalsbehandlung begeben – just zu einem Zeitpunkt, in die Kritik an ihm kammerintern rund um die Causa Equip4Ordi immer größer wurde.
Nun geht er mit einem Brief an seine Ärzte-Kollegen, der dem KURIER vorliegt, in die Gegenoffensive. „Ich sichere Euch hier einmal mehr zu, dass ich mich im Zusammenhang mit der Equip4Ordi persönlich immer nach bestem Wissen und Gewissen verhalten habe. Und ich trete ausdrücklich und kompromisslos dafür ein, die Vorwürfe zu untersuchen und lückenlos aufzuklären.“
Wie berichtet wird Steinhart von seinem Nachfolger als Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte, Erik Randall Huber, vorgeworfen, sich bei der Aufklärung der Finanzaffäre wenig kooperativ zu zeigen.
Bei der Tochterfirma der Kurie, die mit Ordinationsbedarf handelt, waren eine Reihe von Unregelmäßigkeiten zu Tage getreten. Es geht vor allem um fragwürdige Prämienzahlungen und Kreditgeschäfte. Zwei Mitarbeiter der Kammer wurden entlassen. Gegen sie und einen weiteren Manager der Firma der Staatsanwaltschaft ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Heftige interne Kontroversen
Steinhart geriet in den Fokus, weil er bis 2022 Obmann der Kurie war. Zuletzt aufgetauchte Aktennotizen legen nahe, dass er von den fragwürdigen Geschäften zumindest gewusst hat.
Nach heftigen Kontroversen zwischen Steinhart-Kritikern und -Befürwortern in der Kurie (und innerhalb Steinharts Fraktion „Vereinigung“) wurde am Dienstag ein U-Ausschuss zur Aufarbeitung der Causa beschlossen.
"Persönlich diffamiert"
Nun rechnet Steinhart mit seinen Gegnern ab: „Im höchsten Maß befremdlich ist für mich die Art und Weise, in der Kolleg*innen in der Vereinigung dieses Thema aufgegriffen haben, um mich persönlich zu diffamieren“, schreibt er in dem Brief. „Dass dies auch über die Medien passiert ist, ist schlechter Stil und ein unsere Fraktion und die gesamte Ärztevertretung schädigendes Verhalten. Dass dabei auch mit Halb- und Unwahrheiten operiert wurde, rückt dieses Vorgehen in ein verheerend schlechtes Licht, und fällt auf jene zurück, die sich so gerne als Verfechter von Transparenz und Anstand darstellen.“ Zweifelsohne ist damit vor allem Huber gemeint.
Steinhart kritisiert unter anderem, dass ein noch unfertiger Zwischenbericht an die Medien gespielt worden sei, noch ehe alle darin Vorkommenden befragt wurden. Dass er selbst nicht zur Aufklärung beigetragen habe, sei eine „glatte Unwahrheit“. Mehrfach habe er intern und öffentlich Stellung bezogen. „Jetzt sind unabhängige Behörden am Zug – lassen wir sie arbeiten.“
"Kammer beschädigen"
Steinhart siegt sich als Opfer einer „gezielten Intrige“. Kollegen agierten „mit Unterstellungen, handeln untergriffig, und behaupten kammerinterne Konflikte, die es ohne ihr illoyales Verhalten gar nicht gäbe“. Das erkennbare Ziel: „Sie wollen die Vereinigung dominieren, und gemeinsam mit Verbündeten aus anderen Fraktionen die Kammerführung übernehmen. Und dafür nehmen sie bereitwillig in Kauf, die Kammer öffentlich zu beschädigen und politisch zu schwächen.“