Chronik/Wien

Schläge nach Demo: Bedingte Haft

Zwei abgebrochene Lehren, kein Einkommen, Stoppelglatze. Der Angeklagte sieht nicht so aus, als wäre er ein weltoffener junger Mann aus dem Weinviertel. War er auch nicht: Weil er nach der Protestaktion gegen das Traditionscafé "Prückel" in der Wiener Innenstadt am 16. Jänner dieses Jahres mit Gleichgesinnten einen Teilnehmer der Protestaktion mit Fäusten geschlagen und schwer verletzt hatte, stand der 18-jährige Matthias N. am Montag vor dem Jugendrichter in Korneuburg.

Auf Toilette gefolgt

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"Ich bin gegen Homosexualität. Deswegen wollte ich mir das Gequatsche der Demonstranten anhören", rechtfertigte der Weinviertler seine Fahrt nach Wien. Dort lernte er drei andere Burschen kennen. Man trank Bier. Am Rande der Demo fielen den Burschen andere Jugendliche auf. Einer von ihnen (das spätere Opfer) trug eine Regenbogen-Scherpe. Die vier folgten ihnen auf die Toilette des nahen Einkaufszentrums "The Mall" und hielten die Türe zu. Zwei Burschen konnten flüchten. Der 18-jährige Manuel nicht.

Er wurde mit Fäusten attackiert, schrie verzweifelt um Hilfe. Aus der Nase quoll Blut. Matthias N. wurde von der Polizei mit Bildern aus der Überwachungskamera später ausgeforscht. Wie bei der Exekutive war er auch bei Gericht geständig.

Dass sich der 18-Jährige zu einer Aggressionstherapie angemeldet hat, wertete der Richter bei der Nötigung und schweren Körperverletzung strafmildernd: Sechs Monate bedingt (drei Jahre Probe; nicht rechtskräftig). 500 Euro Schmerzensgeld muss der Täter dem Opfer sofort zahlen.