1001 Schätze am Wiener Nordbahnhof
Wieviel das alles wert ist, das vermag Peter Egger, einer der sechs Vereinsmitglieder von „props.co“, nicht zu sagen. Versichert sei man für einen Schadensfall von etwa 160.000.- Euro, der tatsächliche Wert der gelagerten Gegenstände liegt wohl weit darüber - wie weit, das ist schier unmöglich zu ermitteln. Der Wert der Requisiten läge vor allem in „der Mühsal ihrer Beschaffung“, meint Egger schmunzelnd- und die ist schwer in Zahlen auszudrücken.
Kostüme sucht man bei „props.co“ vergebens, der Verein hat sich auf Kleingeräte und Gegenstände ab dem Jahrgang 1880 spezialisiert. Ein exaktes logistisches System gibt es nicht, nirgendwo findet man Inventarnummern, denn „wer will schon eine Inventarnummer auf einem Koffer im Film sehen“, feixt Egger vergnügt. Gesucht wird mit Hirnschmalz, man braucht ein gutes Gedächtnis. Mittendrin stehen wir plötzlich vor einem riesigen Schrank voller Glühbirnen. Die wurden vor dem EU-Verbot gehamstert. „Man kann in einem Film über die Sechziger keine Sparlampe in den Luster drehen, außerdem machen die alten Birnen ein schöneres Licht!“, zeigt sich Egger von der Energiesparlampe wenig begeistert.
Schwierigkeiten gibt es auch immer wieder mit der Platzierung von Gemälden im Film, des Urheberrechtes wegen. „Theoretisch darfst du nicht einmal eine Cola-Flasche ins Bild stellen, schließlich hat irgendein Designer das Ding gestaltet.“, klärt uns der Requisiteur auf. Solange es jedoch zu keiner missbräuchlichen Verwendung kommt, bliebe man schadlos.
Die Zeiten sind schlecht für den österreichischen Film, das bekommt auch der Verein zu spüren. Zudem macht Filmschaffenden ein spürbares Ungleichgewicht zu schaffen, denn die Schauspielergehälter sind über die Jahre gestiegen und fressen mittlerweile einen Großteil der ohnehin knappen Budgets auf. Für die Crew bleibt da oft wenig übrig. „Eine Ungerechtigkeit“, findet Peter Egger, zudem würden sich die Produktionsbedingungen immer „grauslicher“ gestalten, der Mensch und seine Arbeitsleistung sei immer weniger wert. 80, 90 Wochenstunden bei 60 bezahlten Wochenstunden laut Vertrag sollen keine Seltenheit sein. Zudem mieden große Produktionen aus dem Ausland Österreich wie der Teufel das Weihwasser, Filmförderung hin oder her. Zumeist wird in Ungarn und Tschechien gedreht, neuerdings wandere man auch gerne nach Bukarest ab. Alle 4-5 Jahre gibt es zudem ein weiteres finanzielles Tal für ihn und seinen Verein zu durchschreiten, das nächste kündigt sich schon an, es heißt „ORF-Intendantenwahl“. Die einen unterschreiben nichts mehr, die anderen noch nichts. Außerdem gäbe es kaum noch Produktionen die Geld riskieren würden, man richte sich einfach nach den Förderungen, „Man reist nach Tirol, Niederösterreich, Köln, oder Südtirol, wenn`s dort was zu holen gibt, auch wenn z.b. Berge gar nicht in den geplanten Film passen. Ein Film wird nicht mehr dort gedreht, wo er eigentlich hingehört. Das ist absurd.“
Trotz alledem nimmt Peter Egger es mit wahlwienerischer Gelassenheit, zulange ist er schon dabei: „Film ist eben ein saisonales Geschäft, während der Durststrecken muss man sich halt vom Ersparten über Wasser halten. Hilft ja nichts.“ Und so wird er weiter suchen und sammeln, bis die Halle aus allen Nähten platzt.