Chronik/Welt

Wie Frauen mit Markt-Wirtschaft der Armut entkommen

Stolz kommen die Menschen mit den Waren in „ihre“ Markthalle in Abidjan, der Hauptstadt von Côte d’Ivoire (E­lfenbeinküste). 4000 sind es täglich, davon rund 80 Prozent Frauen. Um den Cocovico-Markt hat sich nicht nur ein pulsierendes Viertel entwickelt, er ist auch Grundlage für höhere Einkünfte der verarmten Familien.

„Früher verkauften die Frauen ihr Obst auf der Straße“, sagt Mariam Dao Gabala. Sie ist die Regionalverantwortliche für Westafrika für die Finanzierungseinrichtung „Oikocredit“, die die Halle mit 1,5 Mio. € vorfinanzierte. Dies war notwendig, weil die Frauen, die sich zusammengeschlossen hatten, um ihre Lebenssituation zu verbessern, bei keiner Bank ein Darlehen bekamen. Jetzt gibt es auf dem Marktgelände fließendes Wasser, Toiletten, Strom, sogar eine Gesundheitsstation sowie Übernachtungsmöglichkeiten. Und Analphabeten können Lesen und Schreiben lernen, zudem werden die Verkäuferinnen in einfacher Buchhaltung (Einnahmen, Ausgaben) unterwiesen.

„Das Projekt ist eine echte Erfolgsstory“, sagt Gabala, die auf Einladung von „Oikocredit“-Österreich jüngst in Wien war, im K­URIER-Gespräch. „Angefangen haben wir mit 600 Verkäuferinnen, jetzt sind es mehr als 4000. Der Jahresumsatz hat sich von umgerechnet 30.000 auf 300.000 Euro verzehnfacht“, so die Ökonomin.

Damit habe sich die Versorgung der Region mit Lebensmitteln klar verbessert, und Tausende Jobs seien im Umfeld des Marktes entstanden. „Sogar einige Bankfilialen haben in der Nähe aufgemacht, weil die Manager merken, dass es hier Geld zu holen gibt“, zeigt sich Gabala erfreut – auch darüber, dass rund die Hälfte des gewährten Kredits schon zurückbezahlt worden ist. Die Zinslast sei mit derzeit fünf Prozent deutlich geringer als bei herkömmlichen Banken, wo zweistellige Prozentbeträge üblich seien.

Die Entwicklungsexpertin ist fest davon überzeugt, dass der Weg von „Oikocredit“ der einzig richtige ist. Würde man den armen Menschen nur Geschenke machen, würden sie in Abhängigkeit bleiben. „So aber werden sie angestachelt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.“
Mit Kleinkrediten, die sie von den kommerziellen Geldinstituten nie bekämen, würden diese Menschen Akteure des Wirtschaftslebens, so der Vize-Vorsitzender von „Oikocredit“-Österreich, Günter Lenhart, letztlich komme dies auch den jeweiligen Nationalökonomien zu Gute.

Mehr unter www.oikocredit.at.