Vor Gedenktag: Polizist tötet schwarzen Teenager
Ausgerechnet vor dem Jahrestag nach den tödlichen Schüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown in Ferguson (Missouri) am Sonntag wurde ein schwarzer Teenager in den USA von einem weißen Polizisten erschossen. Diesmal in Arlington, Texas.
Taylors Vater konnte es nicht fassen: Klar, was sein Sohn getan hatte, sei nicht richtig gewesen. Aber er sei unbewaffnet gewesen: "Unbewaffnet, ein 19-Jähriger, und sie erschießen ihn?"
Schütze suspendiert
Tatsächlich war Taylor allein heuer in den USA bereits der 24. schwarze, unbewaffnete Mann, der von einem weißen Polizisten erschossen wurde (Namensliste siehe Grafik). Laut der Washington Post sind das 40 Prozent der insgesamt 60 unbewaffneten Todesopfer – wobei Schwarze nur einen Anteil von sechs Prozent der Bevölkerung haben. Der Zeitung zufolge ist das Risiko, unbewaffnet durch Polizeischüsse zu sterben, für Schwarze sieben Mal höher als für Weiße in den USA.
In der Kleinstadt Ferguson, wo der 18-jährige Michael Brown vor einem Jahr getötet worden war, demonstrierten bereits am Samstag Hunderte Menschen gegen Polizeiwillkür und Rassismus. An der Spitze des Protestzugs marschierte Browns Vater. Die Demonstranten skandierten immer wieder: "Hände hoch, nicht schießen!" Auf einem der Schilder war zu lesen: "Bitte hört auf, uns zu töten."
Gegrillter Sauschädel
Vor dem Polizeipräsidium riefen etwa 200 Menschen "Hey hey, ho ho, diese Killer-Bullen müssen weg!" Einige sprangen über die Absperrung und wollten einen gegrillten Sauschädel mit Polizeimütze an Beamte übergeben. Die Proteste lösten sich letztlich ohne Gewalt auf. Am Sonntag gab es Konzerte und einen Schweigemarsch zu einer Kirche samt Gottesdienst. Es wurde auch schmerzlich darauf hingewiesen, dass der tote Brown viereinhalb Stunden auf der Straße gelegen hatte. Für heute, Montag, haben verschiedene Gruppen zu einem Tag des "zivilen Ungehorsams" aufgerufen.
Browns Tod hatte im Vorjahr gewaltsame Proteste in Ferguson und anderen US-Städten ausgelöst. Dem Schützen wurde trotz aller Kritik kein Prozess gemacht.
Laut einem Bericht des US-Justizministeriums vom März waren Schikanen von Schwarzen durch die Polizei in Ferguson alltäglich. Mittlerweile hat die Stadt einen schwarzen Polizeichef.
August 2015: In Arlington im Bundesstaat Texas fährt ein 19-jähriger Schwarzer mit seinem Wagen durch die Scheibe eines Autohauses. Er habe der Aufforderung der Polizei, sich zu ergeben, nicht Folge geleistet, heißt es später. Nach einer Auseinandersetzung schießt ein Polizist und trifft ihn tödlich.
Juli 2015: Nach einem Handgemenge erschießt ein weißer Polizist in Cincinnati (Ohio) bei einer Verkehrskontrolle einen unbewaffneten Schwarzen. Sein Wagen hatte vorne kein Nummernschild.
Juli 2015: Nachdem ihn Polizisten mit Pfefferspray besprüht haben, stirbt ein Schwarzer in Tuscaloosa (Alabama). Der Mann habe bei seiner Festnahme Widerstand geleistet, heißt es.
April 2015: Ein Afroamerikaner stirbt in Baltimore (Maryland) an den Folgen einer Rückenverletzung. Er war im Polizeigewahrsam misshandelt worden. Es kommt zu schweren Krawallen.
April 2015: Ein weißer Hilfspolizist erschießt bei einer Razzia in Tulsa (Oklahoma) einen vorbestraften Schwarzen. Angeblich wollte der Polizist nur zum Elektroschocker greifen.
April 2015: In North Charleston (South Carolina) erschießt ein weißer Polizist einen flüchtenden, unbewaffneten Schwarzen von hinten. Der auf einem Video festgehaltene Fall sorgt international für Aufsehen.
März 2015: Ein weißer Polizist erschießt bei Atlanta (Georgia) einen wohl geistig verwirrten Schwarzen, der an Haustüren geklopft haben soll. Laut Polizei lief er auf einen Beamten zu, der dann schoss.
März 2015: Tödliche Schüsse auf einen unbewaffneten jungen Schwarzen lösen in Madison (Wisconsin) Proteste aus. Angeblich schoss der Polizist in Notwehr.
Dezember 2014: Ein vierfacher schwarzer Familienvater wird in Phoenix (Arizona) nach einer Polizeikontrolle erschossen, weil er seine Hand nicht aus der Hosentasche nehmen wollte. Darin waren Tabletten und keine Waffe. Es kommt zu einer landesweiten Protestwelle.