Pistorius: „Nicht nur am Trauern, Lesen und Beten“
Von Susanne Bobek
Der beinamputierte südafrikanische Sprintstar Oscar Pistorius musste am Dienstag vor Gericht hören, dass die Mordermittlungen gegen ihn weitergehen werden. Der Prozess wurde auf den 19. August vertagt – das ist der Geburtstag von Reeva Steenkamp, die dann 30 Jahre alt geworden wäre.
Pistorius hat „die Liebe seines Lebens“ in der Nacht des 14. Februars auf der Toilette erschossen. Er sagt, er habe hinter der Tür einen Einbrecher vermutet.
Reevas Eltern, June und Barry Steenkamp, gaben dem britischen Sender Channel 5 ihr erstes Interview, das am Vorabend des Gerichtstermins ausgestrahlt wurde. „Wir haben gestritten, wir streiten viel“, habe ihre Tochter ihnen gesagt. „Sie muss eine solche Angst gehabt haben in der Toilette, als jemand durch die Tür auf sie schoss.“ Aber die Mutter ist vorsichtig: „Wir wissen nicht, was geschah. Nur einer weiß wirklich, was passiert ist.“
Pistorius beteuert, dass dem Drama kein Streit vorausgegangen sei. Dem widersprechen Nachbarn. Doch der „Bladerunner“, der gegen Kaution weiter auf freiem Fuß bleibt, gibt vor Gericht den bedrückten Mann. Dabei war er im April angeblich in bester Laune in Bars und Restaurants gesehen worden. Sein Onkel schilderte, Oscar sei eben „nicht nur am Trauern, Lesen und Beten“. Er hätte sich einen Bart wachsen lassen, damit er nicht so leicht erkannt würde.
Die südafrikanischen Medien waren am Dienstag enttäuscht, dass Pistorius glatt rasiert vor dem Richter erschienen war. Der Ausflug ins Vergnügungsviertel scheint der bisher einzige Fehler in der konsequenten Verteidigungslinie des Athleten, der sich neben seinen Anwälten auch einen der teuersten PR-Berater leistet. Der Richter äußerte sich besorgt über den Medienrummel um den Angeklagten. In der Vorwoche waren Bilder vom Tatort veröffentlicht worden.