Chronik/Welt

Papst Franziskus wäscht Flüchtlingen die Füße

Zum Auftakt der Osterfeierlichkeiten am Gründonnerstag stellte Papst Franziskus Flüchtlinge in den Mittelpunkt. Am frühen Abend besuchte er das staatliche Aufnahmezentrum Cara in Castelnuovo di Porto, knapp 40 Kilometer nördlich von Rom, um dort 12 Flüchtlingen die Füße zu waschen.

Darunter waren drei Muslime verschiedener Nationen, vier Katholiken aus Nigeria, ein Inder und eine italienische Sozialarbeiterin. Sie wurden aus den 900 Bewohnern eines der größten Flüchtlingslagers des Landes ausgewählt. "Ich fühle mich fast berühmter als Obama! Der Papst als mächtigster Mann der Welt wäscht ausgerecht mir die Füße", freute sich einer der Ausgewählten, ein Jugendlicher aus Mali.

Flüchtlinge tief bewegt

"Ob Muslime, Hindus, Katholiken oder Kopten, wir sind alle Brüder, wir sind alle Kinder desselben Gottes", sagte Franziskus und erinnerte an die Terroranschläge von Brüssel: „Das war eine Geste der Zerstörung, eine Geste des Krieges, von Menschen, die nicht in Frieden leben wollen.“ Die Flüchtlinge zeigten sich nach der Zeremonie tief bewegt, viele weinten.

Franziskus hatte nach seinem Amtsantritt vor drei Jahren mit der Tradition seiner Vorgänger gebrochen, die Fußwaschung nur bei Priestern zu vollziehen. Im Jänner ließ Franziskus das Ritual offiziell ändern – per Dekret wurden Frauen und Mädchen zugelassen. Die Fußwaschung als Zeichen der Nächstenliebe erinnert an die Demutsgeste Jesu beim letzten Abendmahl.

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Kreuzweg und Messe

Auch bei der Kreuzweg-Andacht am Karfreitag, die traditionell am Kolosseum stattfindet, dreht sich alles um Flüchtlinge. Die Meditationen aus der Feder von Kardinal Gualtiero Bassetti widmen sich dem Leiden von weltweit Verfolgten. Am Sonntag zelebriert der Papst die Ostermesse auf dem Petersplatz. Anschließend wird er den Segen "Urbi et Orbi" spenden, der auch im ORF übertragen wird.

Nach den Anschlägen in Brüssel hat Rom die Sicherheitsvorkehrungen nicht nur rund um den Vatikan drastisch verschärft. 800 zusätzliche Soldaten werden gemeinsam mit der Polizei zu Ostern für Sicherheit sorgen. Auf den großen Flughäfen, Bahnhöfen und in den U-Bahn-Stationen wurden die Kontrollen intensiviert.

Der Besucheransturm über Ostern dürfte diesmal weit geringer ausfallen – zum Leidwesen der Hoteliers und Restaurantbetriebe, die über zahlreiche kurzfristige Stornierungen klagen. "Die Menschen haben Angst. Sollte dieser Terror weiterhin andauern, rechnen wir mit weiteren Stornos", fürchtet ein Sprecher des Hotelierverbands Federalberghi.

Ritual auch in Wien

Nach dem Vorbild von Papst Franziskus wusch Wiens römisch-katholischer Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn christlichen Flüchtlingen die Füße. Auch vier Frauen, die aus Österreich, Vietnam, Peru und dem Irak stammen, wurde die Demutsgeste im Wiener Stephansdom zuteil. Insgesamt wurde das Ritual an zwölf Personen in schweren Lebenssituationen vollzogen.