Parks war nicht die Erste, die sitzen blieb
Wie in vielen anderen Bundesstaaten herrschte auch in der 120.000 Einwohner-Stadt Montgomery, Alabama, "Rassentrennung" in öffentlichen Bereichen wie Schulen, Kirchen, Stadtviertel, Arbeitsstellen, Toiletten, Hotels, Restaurants, Krankenhäusern, Waisenhäusern, Gefängnissen, Leichenhallen und Friedhöfe. Die sogenannten "Jim Crow-Gesetze" – der Name spielt auf die stereotype Darstellung eines tanzenden, singenden, unterbelichteten Schwarzen an – entstanden nach Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs 1865. Obwohl die Sklaverei damals abgeschafft wurde, gab es kein Interesse an einer Gleichstellung von Afroamerikanern. Sogar der Oberste Gerichtshof erklärte 1896 die Rassentrennung für legitim, wenn die Einrichtungen für beide Bevölkerungsgruppen gleich sind.
Während manche zunächst resignierten und die Maßnahmen hinnahmen, entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Stimmungswechsel: schwarze Gewerkschaften wurden gegründet, in Harlem entstand eine Kunst- und Kulturszene. 1909 wurde die Bürgerrechtsorganisation "National Association for the Advancement of Colored People" ("Nationalen Vereinigung für den Fortschritt farbiger Menschen"), kurz NAACP, gegründet. Sie fokussierte sich auf Gerichtsprozesse und half Angeklagten dabei, einen Rechtsbeistand zu bekommen.
Rassistische Übergriffe
Die politischen Aktivitäten der Afroamerikaner verstärkten sich Anfang der 1950er. Mitunter ein Grund waren die ständigen, rassistischen Übergriffe und Belästigungen durch Fahrer und Mitfahrer in öffentlichen Bussen. Aufgrund der Rassentrennung durften Schwarze nur bestimmte Sitzreihen im hinteren Teil der Busse nutzen. Falls keine freien Sitzplätze mehr vorhanden waren, mussten sie für "Weiße" ihren Platz verlassen. In Montgomery galt zudem die Regel, dass sie ihr Fahrgeld vorne bezahlen und dann aussteigen mussten, um im hinteren Teil des Busses Platz zu nehmen. Manche Busfahrer fuhren währenddessen einfach davon - eine gängige Schikane.
Aus Philipp Hooses Buch "Claudette Colvin: Twice Toward Justice" stammt auch das Prokoll des Prozesses: Auf die Frage "Warum fährst du seit dem 5. Dezember nicht mehr mit dem Bus?" antwortete das Mädchen: "Weil man uns falsch, schlecht und gemein behandelt hat."