Chronik/Welt

Hochwasser: Zwischen Bangen und Aufräumen

Gewaltige Wassermassen haben Süd- und Ostdeutschland überrollt. Sobald sich die Lage an einer Stelle entspannte, verschärfte sich die Situation andernorts. Am frühen Mittwochmorgen war die Lage vor allem in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Bayern angespannt. In der sächsischen Landeshauptstadt Dresden wurden weitere Evakuierungen vorbereitet, auch im bayerischen Landkreis Deggendorf wurden Menschen in Sicherheit gebracht. In Passau scheint das Schlimmste hingegen überstanden.

Entspannung in Passau

Im schwer getroffenen Passau ist das Wasser der Donau zwar fast drei Meter zurückgegangen - entlang der Ufer seien aber immer noch einige Straßen überflutet, teilte ein Sprecher mit. Auch die Innenstadt sei nach wie vor abgeschnitten. Das Gröbste sei aber überstanden: "Langsam kommen wir weg von der Katastrophe und hin zum Hochwasser." (Im Bild unten feiern Bundeswehrsoldaten erste erfolgreiche Aufräumarbeiten)

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Mit den sinkenden Hochwasser-Ständen gibt es für die meisten Bewohner nun auch wieder Trinkwasser. Für 90 Prozent der Haushalte hätten die Stadtwerke die Trinkwasserversorgung wieder aktiviert, wie ein Stadtsprecher Mittwoch früh mitteilte. Im Lauf des Tages sollten die restlichen Haushalte folgen. Im Zuge der Hochwasserkatastrophe war die Trinkwasserversorgung in der Dreiflüssestadt gekappt worden - es war eine Verunreinigung der Brunnen zu befürchten.

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Noch muss das Wasser aber nach Angaben der Stadt aus hygienischen Gründen mit Chlor aufbereitet werden. Vor der Zubereitung von Getränken oder Speisen sollte es sicherheitshalber auch noch abgekocht werden. Die Menschen in Passau hatten in den vergangenen Tagen das schlimmste Hochwasser seit mehr als fünf Jahrhunderten erlebt.

Auch das vom Hochwasser massiv betroffene Passauer Werk des Autozulieferers ZF Friedrichshafen hat Positives zu berichten. Der Betrieb startet am Donnerstag wieder die Produktion. "Jetzt laufen gerade die Reinigungsarbeiten", sagte ein Sprecher am Mittwoch, „am frühen Morgen fahren wir die Maschinen hoch. Mit Beginn der Spätschicht um 14 Uhr wollen wir wieder normal produzieren". Die fast acht Meter über dem normalen Pegelstand der Donau liegende Fabrik hatte am Sonntag die Arbeit einstellen müssen, die Keller der Werkhallen liefen voll. Maschinen wurden aber nicht beschädigt. ZF beschäftigt in Passau an zwei Standorten rund 4.000 Menschen.

Evakuierungen an der Donau

Bei Osterhofen im niederbayerischen Landkreis Deggendorf drohte am Donnerstagmorgen ein Deich zu brechen, wie die Polizei bestätigte. Erste Evakuierungsmaßnahmen seien angelaufen. Nähere Informationen gab es zunächst nicht. Auch in Straubing und Deggendorf drohten weiterhin Deichbrüche. Hunderte Einsatzkräfte kämpften in der Nacht auf Donnerstag darum, die aufgeweichten Dämme an der Donau zu halten.

Der vom Donauhochwasser teilweise überschwemmte Landkreis Deggendorf ist nach der Teilsperrung der Autobahn 92 fast vollständig vom Umland abgeschnitten. Die Region sei nur noch über einige wenige Straßen für Helfer und Fahrzeuge zu erreichen, erklärte eine Landkreissprecherin am Mittwochmorgen. In der Nacht wurden weitere Häuser evakuiert - 50 bis 80 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. In der Region Deggendorf und Straubing mussten bereits am Dienstag rund 6000 Menschen ihre Häuser wegen des Hochwassers verlassen. Als Notunterkunft wurde eine Sporthalle eingerichtet (s. Bild unten)

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Sorgen an der Elbe

Mittwoch früh stand die Elbe in Dresden bei 8,27 Metern. Normal sind etwa zwei Meter. Wie weit das Wasser noch steigt, hängt vor allem davon ab, wie viel aus Tschechien nach Sachsen fließt. In Dresden lief in der Früh ein Einsatz, um 660 Menschen im Stadtteil Gohlis in Sicherheit zu bringen (Bild unten: Die Semperoper in Dresden wird mit mobilen Schutzwänden und Sandsäcken vor dem Hochwasser geschützt).

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Auch der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bereitete weitere Evakuierungen vor. Am Pegel in Schöna nahe der Grenze zu Tschechien wurde in der Nacht auf Mittwoch die Zehn-Meter-Marke überschritten. 11.000 Menschen seien bisher in Sicherheit gebracht worden, sagte eine Sprecherin. In der Stadt Pirna (siehe Bild unten) musste das Rathaus geräumt werden, weil es wie die Altstadt unter Wasser stand. Der Landkreis Nordsachsen rief für die betroffenen Gebiete an der Elbe Katastrophenalarm aus. Auch in Meißen drang die Elbe weiter in die Stadt vor. Fast alle Straßen in die Altstadt seien mittlerweile gesperrt, sagte eine Sprecherin.

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Bilder zur Flut in Österreich sowie der Ticker zu den aktuellen Entwicklungen.

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Aktuelle Streckeninformationen der ÖBB.

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Das Hochwasser an der Elbe bedroht auch in Tschechien weite Teile. Der Fluss werde weiter anschwellen, so die Prognosen.

In Tschechien war die Industriestadt Usti (Aussig) im Norden des Landes geflutet. Die Wassermassen strömten in der Nacht schneller als erwartet über die Hochwasserwände im Stadtteil Strekov, wie das tschechische Fernsehen berichtete.

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Bis zum Abend soll die Elbe in der tschechischen Stadt mit fast 100.000 Einwohnern nach Behördenangaben weiter ansteigen. Erwartet wird ein Pegelstand zwischen 11,1 und 11,5 Metern, normal sind an dieser Stelle etwa zwei Meter. Flussaufwärts in Melnik am Zusammenfluss von Elbe und Moldau stand das Wasser zeitweise nur wenige Zentimeter unter der Deichkrone. Helfer stapelten auch dort unermüdlich Sandsäcke, um Deiche zu sichern (im Bild unten: der Bahnhof von Usti).

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Landesweit mussten bereits mehr als 19.000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen, wie die Feuerwehr mitteilte. In Prag begann sich die Lage langsam zu entspannen, das U-Bahnnetz im Zentrum der Millionenstadt blieb aber geschlossen. Auf der Prager Trabrennbahn in Velka Chuchle stand das Wasser Berichten zufolge zwei Meter hoch.

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