Chronik/Welt

Großes Getöse bei Ankunft der "Nachtwölfe"

Wir wollen den Bikern sagen, dass es Leute gibt, die sie in Wien willkommen heißen", erklärt Herbert Grassi und hält ein entsprechendes Banner in russischer Sprache hoch. Er ist einer von rund 500 Sympathisanten, die Samstagabend am Wiener Schwarzenbergplatz auf die kremltreuen Motorrad-Rocker "Nachtwölfe" warteten. Die umstrittene, als nationalistisch geltende Gang tourt derzeit durch Europa. Anlass ist der 70. Jahrestag nach dem Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland. Mehrere Länder hatten zuvor den Bikern die Einreise verweigert.

Nachtwölfe in Wien:

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In Wien fieberten Russland-Sympathisanten, russische Touristen, Friedensaktivisten und Bikerkollegen der Ankunft der Rocker entgegen. Viele schwenkten russische Flaggen, sogar eine jugoslawische Fahne war darunter. "Wir wollen uns hier friedlich zeigen und demonstrieren, dass wir offen sind für Europa", sagt der Russe Michel-Gordon Golitsyn vom Verein für Literatur und Kunst. Er wolle die Biker-Fahrt unterstützen. Nicht nur wegen der Erinnerung an das Kriegsende, sondern auch zum Gedenken an den 2. Mai 2014, bei dem im ukrainischen Odessa mehr als 40 Maidan-Kritiker bei einem Brand im Gewerkschaftshaus starben.

Jubelrufe

Kurz vor 19.30 Uhr trafen 20 Biker, darunter laut Polizei aber nur zwei Russen, ein. Bei ihrer Ankunft wurden sie von den Zaungästen mit Jubelrufen und Applaus empfangen. Unter Blitzlichtgewitter legten sie gemeinsam mit dem russischen Botschafter Sergej Netschajew ihren Kranz vor dem Denkmal nieder. Die Biker verbrachten die Nacht in Wien. Am Sonntagvormittag brachen sie nach Deutschland auf. Zwischenfälle soll es laut Polizei keine gegeben haben.

Dabei hatte der Tag für manche Wiener Fans der russischen Rocker gar nicht gut begonnen. Eine Facebook-Gruppe hatte zu einer "Gedenkveranstaltung" um 11 Uhr vor dem russischen Denkmal aufgerufen. Zu der frühen Kundgebung kam aber niemand.