Freund von Inderin erhebt Vorwürfe
Der Freund der am 16. Dezember in Neu Delhi von sechs Männern vergewaltigten Inderin hat sein Schweigen gebrochen. Am Freitag gab er dem indischen TV-Sender Zee News ein langes Interview. Am Bein verletzt und von den Erlebnissen gezeichnet, kam er ins Studio.
„Die Grausamkeit, die ich gesehen habe, hätte niemand jemals sehen dürfen“, sagte er dem Moderator gefasst. Ruhig, aber sichtlich erschöpft erzählte der 28-Jährige von den schlimmsten Stunden seines Lebens. Nachdem er und seine vor wenigen Tagen gestorbene Freundin aus dem Bus verletzt auf die stark befahrene Straße geworfen worden waren, wollte ihnen keiner helfen, obwohl der junge Mann um Hilfe winkte. „Ein Passant hat uns gefunden, aber meiner Freundin nicht einmal seine Jacke gegeben.“ Die 23-jährige Studentin war nackt, schwer verletzt und habe stark geblutet. Selbst nach dem schrecklichen Erlebnis in dem Bus habe sie aber „positiv gedacht“, erzählte er. „Sie wollte leben!“ In Indien wird das Vergewaltigungsopfer „Braveheart“ genannt – „Tapferes Herz“.
Herzlose Passanten
Ähnliche Vorwürfe erhob jetzt auch der Bruder des Vergewaltigungsopfers. Die Bevölkerung müsse ihre Einstellung ändern und Bereitschaft zur Hilfe zeigen, sagte er zu indischen Medien.
Den Polizisten warf „Bravehearts“ Begleiter im TV vor, erst nach einer Dreiviertelstunde eingetroffen zu sein und dann minutenlang diskutiert zu haben, welche Polizeiwache zuständig sei, anstatt die Schwerverletzte ins Krankenhaus zu bringen. Die Polizei weist alle Vorwürfe zurück. Man habe nach dem Notruf nur vier Minuten bis zum Tatort gebraucht und die junge Frau schnellstmöglich ins Spital gebracht.
Gestern begann in Neu Delhi der Prozess gegen fünf der sechs mutmaßlichen Vergewaltiger. Einer der Männer ist mit 17 Jahren noch minderjährig. Die 19- bis 35-jährigen Inder wurden wegen Mordes angeklagt. DNA-Tests brachten gestern bereits eindeutige Beweise.