Bewaffneter verschanzte sich in Kino: Täter tot
Von Evelyn Peternel
Martialisch war der Zugriff, das SEK kam mit einem Großaufgebot: Im hessischen Viernheim, einer Stadt mit etwas mehr als 30.000 Einwohnern nahe Mannheim, hat sich am Donnerstagnachmittag ein maskierter, bewaffneter Mann in einem Kino-Center verschanzt – mitsamt Geiseln.
Kurz vor 15 Uhr soll der Mann, über dessen Identität derzeit noch nichts bekannt ist, das "Kinopolis" betreten haben – er soll sich mit einem Gewehr in der Hand vor allem im Eingangsbereich des Kinocenters, das an ein Einkaufszentrum angeschlossen ist, aufgehalten haben. Menschen flohen schreiend aus dem Gebäude, während die SEK-Beamten ihn in einen Saal drängten und überwältigten.
Keine Verletzten
Anfänglich war in Medienberichten auch von bis zu 50 Verletzten die Rede; es hieß, dass im Zuge des Zugriffs Menschen durch Reizgas verletzt worden seien. Das hat sich nach Beendigung der Geiselnahme nicht bestätigt. Nach Aussage des Leiters des Katastrophenschutzes, Christian Engelhardt, waren an dem heißen Tag nur wenige Menschen in dem
Kino – nach der Räumung des Gebäudes gegen 17 Uhr konnte die Polizei Entwarnung geben. Zwar sei es zu einer "Bedrohungssituation" gekommen, wie eine Sprecherin sagte, außer dem Täter selbst sei niemand zu Schaden gekommen sein.
Nachrichtensperre
Was der Mann jedoch vorhatte, darüber wird derzeit nur spekuliert. Er habe einen Patronengürtel getragen und habe herumgeschrien, auch Schüsse sollen gefallen sein, berichteten lokale Medien unter Berufung auf Zeugen. Wer oder was sein Ziel war, ist jedoch unbekannt. Die Exekutive verhängte am Nachmittag eine Nachrichtensperre – das ist eigentlich nur der Fall, wenn höchste Gefahr im Verzug ist. Der Grund dafür ist simpel: Man wollte während des Zugriffes vermeiden, dass sich der Täter über soziale Netzwerke über die Schritte der Beamten informieren konnte. Dazu kommt der unklare Hintergrund des Mannes. Da er "Geiseln in seinem Einwirkungsbereich" gehabt habe, wie Hessens Innenminister Peter Beuth nach der Erstürmung bestätigte, glaubte man eine Zeit lang an einen terroristischen Hintergrund. Wegen der akuten Bedrohungslage durch islamistische Attentäter gilt in Deutschland derzeit die höchste Terror-Warnstufe – die Behörden reagieren dementsprechend sensibel auf Fälle wie jenen in Viernheim.
Ausgeschlossen kann ein terroristischer Hintergrund derzeit zwar nicht werden, Sicherheitskreise gehen laut der dpa aber nicht davon aus: Bei dem Mann solle es sich um einen verwirrten Einzeltäter gehandelt haben, so die Einschätzung der Sicherheitsbehörden.