Der Todesstrafe entronnen: Paar kämpft gegen Hinrichtungen
Sunny Jacobs erhoffte sich nicht mehr viel vom Leben: Wegen Polizistenmordes zum Tode verurteilt, wartete die zarte Frau in Florida auf ihr Ende auf dem elektrischen Stuhl. Tausende Kilometer entfernt sah Peter Pringle seinem Ende am Galgen entgegen. Niemals hätten die beiden geglaubt, dass sie sich eines Tages begegnen würden - heute sind sie verheiratet und kämpfen gegen die Todesstrafe.
"Peter und ich sprechen nicht oft darüber. Da zieht sich jedes Mal der Magen zusammen", sagt Jacobs anlässlich des Weltkongresses gegen die Todesstrafe, der bis Donnerstag in Oslo tagt. Doch sie will, dass eines Tages niemand mehr ihre Erfahrungen teilen muss.
"Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort mit den falschen Menschen zusammen"
Der Freund belastete das junge Paar, Jacobs und ihr Freund wurden zum Tode verurteilt. Tafero starb qualvoll auf dem elektrischen Stuhl: Wegen einer Panne geriet sein Gesicht in Flammen, seine Henker mussten zwei Mal von vorne anfangen. Sein Todeskampf dauerte schließlich sieben Minuten.
"Zu ihrem eigenen Schutz müssen sie uns wie Tiere behandeln"
In seiner Todeszelle musste er mit anhören, wie sich seine Wächter über seine Hinrichtung unterhielten, über ihre erhofften Bonuszahlungen und die richtige Technik, damit sein Genick auch wirklich bricht. "Zu ihrem eigenen Schutz müssen sie uns wie Tiere behandeln", sagt der 77-Jährige heute. "Wie sollen sie jemanden kaltblütig umbringen, den sie zu mögen oder zu respektieren gelernt haben?"
Überraschend wurde seine Hinrichtung ausgesetzt, stattdessen sollte er für 40 Jahre in Haft. Mit seinem Tod hatte sich Pringle abgefunden, nicht aber mit einem Leben hinter Gittern: Er brachte sich selbst Jus bei und erkämpfte seinen Freispruch - nach 15 Jahren.
"Die Todesstrafe schreckt niemanden ab"
Papst sendet Botschaft an Weltkongress gegen Todesstrafe
Unterdessen hat sich Papst Franziskus in einer Videobotschaft an den derzeit in Oslo tagenden Weltkongress gegen die Todesstrafe gewandt und sich der Forderung nach einer weltweiten Ächtung von Hinrichtungen angeschlossen. Kein noch so schweres Verbrechen könne die Todesstrafe rechtfertigen, heißt es laut Kathpress in der am Dienstag vom Vatikan verbreiteten Ansprache.
Sie verstoße gegen die Unverletzlichkeit des Lebens und die Menschenwürde wie auch gegen Gottes "barmherzige Gerechtigkeit", sagte der Papst. Franziskus kritisierte weiter, die Todesstrafe schaffe keine Gerechtigkeit für die Opfer, sondern nähre Rache. "Das Gebot 'Du sollst nicht töten' hat absoluten Wert und gilt für den Unschuldigen wie den Schuldigen", sagte der Papst. Das "unverletzliche und gottgegebene Recht auf Leben" komme auch Verbrechern zu. Ziel jeder Bestrafung müsse die Rehabilitation des Täters sein, forderte Franziskus. "Bestrafung um ihrer selbst willen, ohne Raum für Hoffnung, ist eine Form von Folter, keine Bestrafung", sagte er.
Franziskus hatte sich zuletzt bei einer Juristen-Tagung im Vatikan gegen die Todesstrafe ausgesprochen. Dabei erklärte er auch frühere kirchliche Rechtfertigungsversuche für überholt, die mit der Aussicht auf ein Leben nach dem Tod argumentierten. "Die Zeiten haben sich geändert, und wir können nicht so weitermachen", so der Papst wörtlich. Man müsse "Gott den Augenblick wählen lassen".
Im Iran mit weltweit einer der höchsten Hinrichtungsraten wachsen die Zweifel am Nutzen der Todesstrafe im Kampf gegen Drogenkriminalität. "Wir sollten anerkennen, dass Strafen nicht immer effektiv sein können, solange die Wurzeln des Problems nicht erkannt sind", sagte Generalstaatsanwalt Mohammad Jafar Montazeri am Dienstag.
Laut Amnesty International wurden 2015 im Iran 977 Todesurteile vollstreckt. Seit Jahresbeginn sollen bereits mehr als 700 weitere Todesurteile vollstreckt worden sein. Meist ging es um Drogenkriminalität sowie sexuellen Missbrauch von Kindern. Die Kriminalitätsrate ging jedoch nach Angaben aus Teheran nicht zurück.
Trotz seiner Zweifel rechtfertigte Montazeri Hinrichtungen. "Wir sind zwar nicht für die Todesstrafe", zitierte die Nachrichtenagentur ISNA den Generalstaatsanwalt. Aber jemand, der aus Habgier mit Drogen handle und Tausende Jugendliche in den Tod treibe, müsse entsprechend bestraft werden. Dies solle der Westen nicht als Verletzung der Menschenrechte im Iran auslegen, sagte Montazeri.
Seit Jahresbeginn sollen bereits mehr als 700 Todesurteile vollstreckt worden sein. Im Iran haben auch Angehörige von Verbrechensopfern ein Mitspracherecht bei der Entscheidung, ob ein Mörder hingerichtet oder begnadigt wird. Im Falle einer Begnadigung muss der Täter der Opferfamilie ein sogenanntes Blutgeld in Höhe von bis zu 40.000 Euro zahlen.