Chronik/Welt

Breivik lobt Mordserie der Neonazi-Zelle

Der verurteilte norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik, 33, hat laut einem Bericht des Spiegel einen Brief an die mutmaßliche deutsche Rechtsterroristin Beate Zschäpe, 37, geschrieben. Der Spiegel zitiert dabei aus einem dreiseitigen Schreiben, das Breivik bereits im Mai an Zschäpe schickte, die im Gefängnis Köln-Ossendorf einsitzt. In dem Brief lobt der rechtsradikale Islamhasser die Morde des deutschen Terror-Trios; er nennt Zschäpe „liebe Schwester Beate“. Der Versuch der Kontaktaufnahme war bereits bekannt, nicht aber der Inhalt des Schreibens. Der Brief wurde von der Justiz beschlagnahmt und Beate Zschäpe nicht zugestellt.

Unter Anklage

Die deutsche Bundesanwaltschaft hatte am 8. November Anklage gegen Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer der Terrorzelle NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) erhoben. Beate Zschäpe muss sich demnächst vor dem Oberlandesgericht München als Mittäterin bei den zehn Morden verantworten, die dem NSU zugeschrieben werden. Laut Spiegel-Informationen fordert Anders Behring Breivik Beate Zschäpe in seinem Brief auf, ihren Prozess für rechtsextremistische Propaganda zu nutzen. Er rät der 37-Jährigen, ihre „politischen Motive“ kundzutun: „Wenn klar wird, dass du tatsächlich eine militante Nationalistin bist, wirst du zur mutigen Heldin des nationalistischen Widerstands, die alles getan und geopfert hat, um den Multikulturalismus und die Islamisierung Deutschlands zu stoppen“, schreibt Breivik laut dem Spiegel. Der 33-Jährige lobt ausdrücklich die rassistische Mordserie des NSU: Zwar glaube er, dass der Angriff auf Eliten wirkungsvoller sei als der auf Minderheiten, gleichwohl würden beide Angriffsformen dazu beitragen, das multikulturelle Experiment zu beschädigen, zitiert der Spiegel aus dem Schreiben. Er und Zschäpe seien „Märtyrer der konservativen Revolution und sollten extrem stolz auf unser Opfer und unsere Mühen sein“.

Beate Zschäpe werden laut der Welt 27 „rechtlich selbstständige Handlungen gemeinschaftlich mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos“ vorgeworfen, darunter zehn Morde, ein versuchter Mord, zwei Sprengstoffexplosionen und eine Brandstiftung mit versuchter Tötung in drei Fällen. Sie ist die einzige Überlebende des Trios, das aus Jena stammt und jahrelang in Sachsen untergetaucht war, zuletzt in Zwickau. Ihre mutmaßlichen Komplizen töteten sich selbst.
Keine Drahtzieherin Laut dem Spiegel sieht Generalbundesanwalt Harald Range in Beate Zschäpe keine Drahtzieherin der NSU-Mordserie. Seine Überzeugung sei aber, dass sie nicht nur Gehilfin oder gar bloße Begleiterin war, sondern gleichrangig agierte. Range geht davon aus, dass der NSU alles gemeinsam geplant, organisiert und letztendlich durchgeführt hat.