Chronik/Welt

Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns? Zwei Embryos erzeugt

Forscher haben einen wichtigen Schritt zur Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns gemacht. Im Rahmen einer künstlichen Befruchtung erzeugten sie zwei Embryonen, die helfen sollen, das Überleben der vom Aussterben bedrohten Unterart zu sichern. Die Wissenschafter hatten dazu kürzlich in Kenia Eizellen von den zwei letzten überlebenden Tieren entnommen und nach Italien gebracht.

Diese hatten sie mit Sperma bereits verstorbener Bullen befruchtet. Die erfolgreiche Befruchtung teilten am Mittwoch das Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW )und das Labor Avantea in Cremona in Italien mit. "Die Embryonen werden nun in flüssigem Stickstoff gelagert, um in der Zukunft in eine Leihmutter überführt zu werden", hieß es. Dies wird voraussichtlich ein Weibchen der verwandten Unterart des Südliches Breitmaulnashorn sein. "Das gesamte Team entwickelt und plant diese Verfahren seit Jahren", sagte Thomas Hildebrandt vom Leibniz-IZW. Nach dem erfolgreichen Herstellen der Embryonen mahnte allerdings Richard Vigne vom Wildtierreservat Ol Pejeta in Kenia, wo die letzten Weibchen leben: "Wir haben einen sehr langen Weg vor uns".

Einst zogen Nördliche Breitmaulnashörner in großer Zahl durch Ost- und Zentralafrika, sie wurden aber vor allem durch die Wilderei ausgerottet. Das letzte Männchen der Unterart, Sudan, starb im vergangenen Jahr in Ol Pejeta. Die Nachricht vom Tod des Tieres ging um die Welt.

Parallel zur künstlichen Befruchtung arbeiten Forscher auch an Stammzelltechniken, um aus erhaltenen Nashorn-Körperzellen Spermien und Eizellen zu züchten. Denn nur so könnte man eine genetische Vielfalt herstellen, die für den Aufbau einer Population groß genug wäre.

Auch Kampf um Überleben der Spitzmaulnashörner

Indes sind neun Spitzmaulnashörner von Südafrika in den Serengeti-Nationalpark im Nordwesten Tansanias umgesiedelt worden. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die Tiere zu schützen", sagte der stellvertretende Umweltminister in Tansania, Constantine Kanyasu, am Dienstag. Die Schutzgebiete des Landes sollen wieder mit den vom Aussterben bedrohten Tieren bevölkert werden.

Der Weltnaturschutzunion (IUCN) zufolge leben nur noch rund 5.000 Spitzmaulnashörner in freier Wildbahn. Sie zählen zu den am stärksten bedrohten Tierarten der Welt. Aufgrund ihrer Größe und ihrer dicken Haut haben die Tiere kaum natürliche Feinde, durch Wilderei wurde ihre Population jedoch stark dezimiert. Rhinozeros-Hörner sind vor allem in Asien begehrt, wo ihnen Heilwirkung zugeschrieben wird.

Im Serengeti-Nationalpark und dem angrenzenden kenianischen Masai-Mara-Nationalpark lebten nach Angaben der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt vor 40 Jahren noch 500 bis 700 Spitzmaulnashörner. 1978 war ihre Zahl bereits auf ein Dutzend Tiere gesunken. Dem Umweltministerium zufolge wächst die Population seit "vier bis fünf Jahren" wieder. 2019 wurden demnach 167 Tiere gezählt.