Killer in New York hinterließ mysteriöse Botschaft auf Patronenhülsen
Brian Thompson, CEO der Versicherungssparte von UnitedHealth, wurde am frühen Mittwochmorgen in der Nähe des New Yorker Times Square von hinten erschossen.
Der Vorfall ereignete sich kurz vor der jährlichen Investorenkonferenz des Unternehmens im Hotel Hilton an der Sixth Avenue.
Der Manager wurde laut Polizei gezielt ins Visier genommen. Sicherheitsaufnahmen zeigen, wie der noch unbekannte Täter den 50-Jährigen mit einer Pistole in den Rücken schoss.
Die Polizei erklärte, der Schütze sei einige Minuten vor Thompson vor dem Hilton eingetroffen und habe dort auf den Manager gewartet. Als dieser an ihm vorbeiging, feuerte der Schütze, völlig unbeeindruckt von anderen Passanten.
Der Verdächtige trug bei der Tat einen Kapuzenpullover, eine Skimaske und einen grauen Rucksack. Erst floh er zu Fuß, dann schwang er sich auf ein E-Bike und fuhr in den Central Park. Der Täter ist nach wie vor flüchtig, eine stadtweite Fahndung wurde eingeleitet.
Die Polizei veröffentlichte mehrere Bilder des Verdächtigen, die von Überwachungskameras in der Umgebung aufgenommen wurden. Auf einem Bild hält er die Waffe auf Thompson gerichtet, auf einem anderen sieht man ihn bei der Flucht auf dem Fahrrad. Auch wurden bereits Fotos veröffentlicht, die das Gesicht des mutmaßlichen Täters zeigen.
"Deny", "defend", "depose" in Patronenhülsen geritzt
Motiv ist bis dato keines bekannt. Am Tatort konnte die Polizei drei scharfe 9-Millimeter-Patronen sowie drei Patronenhülsen sicherstellen. Auf den drei Hülsen waren die Worte "deny" (=leugnen), "defend" (=verteidigen) und "depose" (=stürzen bzw. absetzen) eingeritzt, berichteten Polizeiquellen gegenüber ABC und der New York Post. Ein Sprecher der New Yorker Polizei wollte die Berichte nicht kommentieren.
Die Worte erinnern an den Titel eines Buches, das 2010 veröffentlicht wurde und kritisch mit der Versicherungsbranche ins Gericht geht: "Delay Deny Defend: Why Insurance Companies Don't Pay Claims and What You Can Do About It“ ("Verzögern, Leugnen, Verteidigen: Warum Versicherungsunternehmen keine Ansprüche zahlen und was Sie dagegen tun können"). Der Autor, Jay Feinman, emeritierter Professor an der Rutgers University Law School, antwortete auf eine Anfrage von Reuters per E-Mail: "Kein Kommentar."
Thompsons Ehefrau Paulette sagte am Mittwoch gegenüber NBC News, dass ihr Mann aufgrund seiner Arbeit Drohungen erhalten habe, sie jedoch keine Details kenne. In einer späteren Erklärung sagte sie: "Brian war ein unglaublich liebevoller, großzügiger und talentierter Mann, der das Leben in vollen Zügen lebte und so viele Menschen berührt hat. Brian war ein unglaublich liebevoller Vater für unsere beiden Söhne und wird sehr vermisst werden."
UnitedHealth ist der größte Krankenversicherer in den USA und nicht ganz unumstritten. Nicht immer sollen Kunden von der Versicherung jene finanzielle Entschädigung bekommen haben, die sie sich erhofft hätten bzw. die sie für gerechtfertigt hielten.
Der Mord hat einige Krankenversicherungsunternehmen dazu veranlasst, die Risiken für ihre Führungskräfte neu zu bewerten.
Bombendrohung gegen Thompsons Haus nach seinem Tod
Die Polizei in Maple Grove, Minnesota, wo Thompson lebte, untersuchte am Mittwochabend eine Bombendrohung gegen sein Haus – mehr als zwölf Stunden nach seinem Tod. Die Polizei durchsuchte zwei Häuser mit Unterstützung der Bombenentschärfungseinheit der Polizei von Minneapolis, fand jedoch keine verdächtigen Gegenstände. Laut Bericht bezeichnete die Polizei die Drohung als Scherz.
Thompson, Vater von zwei Kindern, trat 2004 in das Unternehmen ein und wurde im April 2021 CEO von UnitedHealthcare, einer Einheit der UnitedHealth Group. Das Unternehmen kämpft derzeit mit den Folgen eines massiven Datendiebstahls bei seiner Tochtergesellschaft Change Healthcare, die Technologie für US-Gesundheitsdienstleister bereitstellt. Der Vorfall beeinträchtigte monatelang die medizinische Versorgung von Patienten und die Erstattung von Ärzten.
"Unser Mitgefühl gilt Brians Familie und allen, die ihm nahe standen", erklärte das Unternehmen. In einer Videobotschaft an die Mitarbeiter am Mittwoch verkündete UnitedHealth-CEO Andrew Witty Thompsons Tod und bezeichnete ihn als eine "wirklich außergewöhnliche Person".
Am Hauptsitz des Unternehmens in Minnetonka, Minnesota, wurden die Fahnen auf Halbmast gesetzt.
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