Mindestens 15 Tote bei schwerem Erdbeben in Albanien
Das wohl schwerste Erdbeben seit Jahrzehnten in Albanien hat Dienstagfrüh die Westküste des Landes erschüttert. Mindestens 15 Menschen kamen ums Leben, teilte das Verteidigungsministerium in Tirana mit. Mindestens 600 Menschen wurden verletzt, nachdem Häuser eingestürzt und Trümmer herabgefallen waren.
Ein Mann sprang in den Tod: Ein etwa 50-Jähriger kam ums Leben, als er im Ort Kurbin im Nordwesten des Landes in Panik aus einem Gebäude sprang.
Auch in Tirana und dem Küstenort Dürres brach Panik aus, zahlreiche Menschen rannten auf die Straße.
Durres am schwersten betroffen
Sicherheitskräfte begannen mit der Suche nach Menschen, die unter den Trümmern eingestürzter Gebäude vermutet wurden. Ministerpräsident Edi Rama reiste in die am schwersten betroffene Küstenstadt Durres, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Die Polizei stellte 1900 Mann ab, um die Suche nach Verschütteten voranzutreiben. Die Europäische Union (EU) aktivierte ihren Katastrophenschutzmechanismus. Such- und Rettungsmannschaften aus Italien, Griechenland und Ungarn seien bereits auf dem Weg, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit.
Das Institut für Geowissenschaften in Tirana und das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam gaben die Stärke des Bebens mit 6,3 an, die US-Erdbebenwarte (USGS) mit 6,4. Das Epizentrum lag nach albanischen Angaben zehn Kilometer nördlich von Durres und 30 Kilometer westlich von Tirana in zehn Kilometer Tiefe im Adriatischen Meer.
Menschen in Panik
Von Anrainern gepostete Videos im Internet zeigten eingestürzte Gebäude in der Küstenstadt Durres. Auf anderen Bildern waren zu Boden gefallene Trümmer und mächtige Risse und Löcher in Hauswänden zu sehen. Menschen seien in Panik auf die Straßen gelaufen. Schäden wurden auch aus der Hauptstadt Tirana gemeldet.
Das Erdbeben und einige kleinere Nachbeben waren laut örtlichen Medien auch im benachbarten Kosovo, in Nordmazedonien, Montenegro, Serbien, Griechenland und selbst in Süditalien zu spüren.
Der Mittelmeerraum gehört zu den aktivsten Erdbebenregionen Europas. Albanien ist dort eines von vielen Küstenländern und hat knapp drei Millionen Einwohner.
In Dürres brach nach Angaben des Verteidigungsministeriums ein dreistöckiges Hotel zusammen. Ein weiteres Gebäude im Stadtzentrum wurde schwer beschädigt. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sprach von "erheblichen Schäden".
Nach dem schweren Erbeben in Albanien unterstützen freiwillige und hauptberufliche Helfer des Albanischen Roten Kreuzes die Rettungsarbeiten. Der Fokus der Rotkreuz-Mitarbeiter liegt auf der Versorgung der betroffenen Menschen und der psychosozialen Betreuung. Auch das Büro des Albanischen Roten Kreuzes in Tirana wurde vom Erdbeben beschädigt.
Hilfsorganisationen bitten um Hilfe
„Wir sind über unser internationales Netzwerk mit den Kollegen in Albanien in Kontakt und haben bereits unsere Hilfe angeboten“, sagt Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. „Wir könnten Hilfsgüter liefern und – wenn notwendig – sauberes Trinkwasser produzieren und die Hilfe des albanischen Roten Kreuzes finanziell unterstützen.“
Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird erst in den kommenden Stunden und Tagen klar werden. Dann wird sich zeigen, welche Hilfe aus Österreich angefordert wird. Das Rote Kreuz ersucht um Spenden: AT57 2011 1400 1440 0144 (Kennwort: Erdbeben Albanien).
Auch die Caritas bittet um Spenden, um den Menschen in Albanien helfen zu können. Caritas-Spendenkonto: AT92 6000 0000 0770 0004 (Kennwort: Erdbeben Albanien).
Bei einer Serie schwächerer Erdbeben in Albanien waren erst m September mehr als 100 Menschen verletzt und Hunderte Gebäude beschädigt worden. Die Angaben zur Stärke dieser Beben lagen zwischen 4,4 und 5,8. Das Verteidigungsministerium sprach daraufhin vom schwersten Erdbeben in Albanien seit Jahrzehnten. Es war auch in den Nachbarländern Montenegro und Nordmazedonien zu spüren.
Im September war die selbe Region erst von einem Beben der Stärke 5,6 erschüttert worden. Die Behörden sprachen damals vom stärksten Beben der vergangenen 20 bis 30 Jahre.