Londoner Bar Alcotraz lockt mit Gefängniswärtern und Zellen
Was machen wir heute Abend? Gehen wir ins Gefängnis? In London kein Problem: Dort warten in der Cocktailbar Alcotraz "sadistische Wärter" und düstere "Zellen" - für viele Besucher anscheinend die idealen Zutaten für einen lustigen Abend im Pub.
Schon am Eingang werden Neuankömmlinge herumkommandiert: "Rücken an die Wand!", brüllt ein als Kerkermeister verkleideter Schauspieler eine Gruppe Mittdreißiger an, die eine Geburtstagsparty in der Bar feiern wollen. Alle Besucher müssen orangefarbene Overalls mit aufgenähten Nummern anziehen, um sich dann die nächsten zwei Stunden vom Personal schikanieren zu lassen.
Mit dem Kommando "Beeilt euch, nicht so langsam!" führt ein Wärter die Häftlinge in die Bar - eine Reihe kleiner, schlecht beleuchteter Tischnischen in Metallkäfigen, die von Pseudo-Graffiti ehemaliger "Insassen" geziert werden.
"Mitmachtheater"
Die Idee hatte der 27-jährige Unternehmer Sam Shearman: "Alcotraz ist eine einmalige Mischung aus Mitmach-Theater und Weltklasse-Cocktail-Mixologie", erklärt er.
Inspiriert wurde das Alcotraz - ein Wortspiel aus Alkohol und dem berüchtigten Gefängnis Alcatraz in San Francisco - von berühmten Filmen wie "Die Verurteilten" und der Netflix-Serie "Orange is the New Black". Keinesfalls wolle er sich damit jedoch über den echten Strafvollzug lustig machen, betont Shearman.
Während ihres Aufenthaltes stehen die freiwilligen Sträflinge unter der Aufsicht der brutalen Gefängnisdirektorin Carol-Ann Hooks-Johnson, die im langen schwarzen Kleid und Militärstiefeln die einzelnen Nischen inspiziert. "Was habe ich gerade gesagt, du Loser?", brüllt sie einen Nachzügler an, der den Fehler beging, eines ihrer Kommandos zu ignorieren. Bei wiederholter Missachtung ihrer Anordnungen müssen die Gefangenen die Schuhe ihrer Mithäftlinge küssen.
Die Fans des Alcotraz bezahlen gern für die Demütigungen, manche phantasieren sich zwischen zwei Cocktails die passende kriminelle Vergangenheit zusammen. "Es ist echt ein bisschen einschüchternd, aber man hat totalen Spaß", sagt der 32-jährige David Morgan, der in der Finanzbranche arbeitet. "Das muss man mindestens einmal im Leben erlebt haben. Das ist etwas, das man auf seine persönliche Wunschliste setzen sollte."