Chronik/Welt

Gericht ordnet neues Gutachten über Kindermörder Dutroux an

Es ist ein kleiner Schritt hin zu einer potenziellen vorzeitigen Haftentlassung des Kindermörders Marc Dutroux: Ein Brüsseler Gericht entschied am Montag, dass ein Experten-Team ein neues psychiatrisches Gutachten des Belgiers erstellen soll. Dutroux' Anwälte hatten gefordert, die von ihrem Mandanten ausgehende Gefahr für die Allgemeinheit erneut untersuchen zu lassen

Dies geschah mit der Motivation mittelfristig eine Haftentlassung unter Auflagen des zu lebenslanger Haft Verurteilten zu erwirken. Dutroux, der als einer der schlimmsten Verbrecher in der Geschichte Belgiens gilt, war 1996 festgenommen und 2004 von einem Schwurgericht verurteilt worden.

Die Geschworenen befanden ihn für schuldig, in den Jahren 1995 und 1996 zwei Mädchen und einen Komplizen ermordet sowie insgesamt sechs Mädchen entführt und vergewaltigt zu haben. Experten beschrieben Dutroux damals als "echten Psychopathen", "narzisstisch pervers" und "manipulativ".

Es könne jedoch nicht "ein für alle Mal" festgelegt werden, dass jemand ein Psychopath sei, sagte Bruno Dayez, einer der Anwälte von Dutroux. Es sei an der Zeit, die psychiatrischen Daten zu "aktualisieren". Die Brüsseler Richter wiesen in ihrer Entscheidung darauf hin, dass der psychologische Dienst der Haftanstalt bereits 2013 und 2015 derartige Berichte erstellt hatte. Sie hielten es aber "für angemessen, den Rat externer psychiatrischer Experten einzuholen".

Auch Staatsanwaltschaft für neues Gutachten

Dutroux' Anwalt Dayez hatte Anfang 2018 angekündigt, sich für eine vorzeitige Haftentlassung seines Mandanten nach 25 Jahren Haft, also im Jahr 2021 einzusetzen. Die Erstellung eines neuen psychiatrischen Gutachtens sei dafür ein "notwendiger Schritt". Auch die belgische Staatsanwaltschaft hatte sich grundsätzlich für ein neues Gutachten ausgesprochen. Bis Mai nächsten Jahres soll dieses nun vorliegen.

Anschließend hängt es vom Bericht der Experten ab, ob weitere Schritte hin zu einer Freilassung unter Auflagen unternommen werden. Eine negative Bewertung würde den Bestrebungen der Anwälte wohl bis auf Weiteres einen Riegel vorschieben. Doch auch für den Fall, dass die Experten Dutroux attestieren, keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit darzustellen, wäre der Weg hin zu einer Haftentlassung weiterhin weit.

Dutroux müsste zunächst ein Verfahren für die Wiedereingliederung in die Gesellschaft durchlaufen. Die finale Entscheidung würde dann ein Gremium aus fünf Richtern treffen, wobei für eine vorzeitige Haftentlassung Einstimmigkeit nötig wäre. Die Entscheidung wäre zudem nicht anfechtbar.

Komplizen nicht mehr in Haft

Dutroux' Ex-Frau Michelle Martin, die wegen ihrer Beteiligung an den Verbrechen zu 30 Jahren Haft verurteilt worden war, wurde 2012 unter Auflagen freigelassen. Vergangenen Monat wurde auch Dutroux' Komplize Michel Lelievre die Freilassung unter Auflagen zugestanden. Er war zu 25 Jahren Haft verurteilt worden.

Ein erster Antrag auf Dutroux' vorzeitige Haftentlassung - mit einer elektronischen Fußfessel - war 2013 gescheitert.