Freispruch für Rittenhouse: Schüsse bleiben ungestraft
Von Dirk Hautkapp
15 Monate nach den gewaltsamen Protesten in Kenosha/Wisconsin hat es in dem Mordprozess gegen den jungen „Möchtegern-Sheriff“ Kyle Rittenhouse einen kontroversen Freispruch gegeben. Die Geschworenen kamen zu dem Urteil, dass der zur Tatzeit 17-Jährige in Notwehr gehandelt habe. Rittenhouse war mit einem Schnellfeuergewehr nach Kenosha gereist, um „für Sicherheit zu sorgen“. In der Kleinstadt hatte es Ende August 2020 schwere Ausschreitungen gegeben.
Auslöser waren die Schüsse eines weißen Polizisten, der dem Afroamerikaner Jacob Blake bei einer Kontrolle mehrfach in den Rücken geschossen hatte. Blake ist seither querschnittsgelähmt. Der Polizist wurde bisher juristisch nicht belangt.
Von Rechten bejubelt
Rittenhouse hatte bei den Ausschreitungen auf drei Demonstranten, die ihn angriffen, geschossen. Zwei Männer starben, einer wurde schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft, die sich von Richter Schroeder mehrfach Verfahrensfehler vorhalten lassen musste, argumentierte, Rittenhouse habe in Selbstjustiz agiert. Dieser bekräftigte, er habe sein Recht auf Selbstverteidigung genutzt.
Der Fall polarisiert in Amerika extrem. Ex-Präsident Trump stellte sich an die Seite von Rittenhouse. Von Rechten wird er als Märtyrer bejubelt. Präsident Joe Biden distanzierte sich indirekt, indem er mit Jacob Blake Kontakt aufnahm. Aus Sorge vor Ausschreitungen nach dem Urteil ist in Wisconsin die Nationalgarde in Alarmbereitschaft versetzt worden.