Wie Bewohner die Brände auf Hawaii erlebten: "Sind gerade noch rausgekommen"
"Lahaina ist nicht mehr da." So beschreibt Anatol Eisele die Lage nach den verheerenden Busch- und Waldbränden auf der Insel Maui.
Vor mittlerweile 30 Jahren kam der gebürtige Deutsche ins Suferparadies Hawaii, nun steht er vor den verkohlten Ruinen seines Restaurants Paia Fishmarket in Lahaina, einer alten Walfängerstadt an der Nordwestküste der Insel Maui. 12.700 Seelen leben hier, jährlich kommen rund zwei Millionen Touristen auf die Insel, deren Name soviel bedeutet wie "gnadenlose Sonne“.
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"Alles komplett weg“, sagt der 50-Jährige lakonisch. Eisele selbst ist der Feuerhölle nur knapp entronnen. Das Schicksal teilt er mit vielen.
Verkohlte Trümmerlandschaft
Auf Maui und der Nachbarinsel Hawaii waren am Dienstag mehrere Brände ausgebrochen. Starke Winde fachten die Feuer an, verbreiteten sie schnell. 80 Tote sind mittlerweile zu beklagen, in der schwarzen, verkohlten Trümmerlandschaft werden noch mehr Opfer vermutet.
Der Gouverneur von Hawaii, Josh Green, sprach nach einem Rundgang durch den völlig ausgebrannten Küstenort von der "wahrscheinlich größten Naturkatastrophe" in der Geschichte des US-Bundesstaates. Green erinnerte an das Jahr 1960, als Hawaii von einem Tsunami getroffen wurde. Die Flutwelle forderte damals 61 Menschenleben.
Der Wiederaufbau von Lahaina wird wohl Jahre dauern. Die Innenstadt des einst malerischen Küstenortes sei völlig abgebrannt, beklagte der Bürgermeister von Maui, Richard Bissen. Viele Hundert Häuser sind zerstört, der Sachschaden gehe in die Milliarden.
Auch Eisele ist skeptisch, was einen schnellen Wiederaufbau betrifft. Das könne Jahre dauern.
100 Jahre alte Bäume umgefallen wie Zahnstocher
Eisele war am Dienstagnachmittag von seinem Wohnort Haiku im Osten der Insel Richtung Lahaina unterwegs, als er die heftigen Winde erlebte.
"Wir haben über 100 Jahre alte Bäume, die sind einfach umgepurzelt wie Zahnstocher", erzählt der Deutsche. Wegen des Sturms war sein Restaurant schon ohne Strom. Mit ein paar Mitarbeitern harrte er zunächst aus.
"Und plötzlich haben wir lautes Knallen von explodierenden Autos gehört und schwarzen Rauch gesehen“, erzählt Eisele. Notfalls wollten sie ins Meer springen, so ihr Fluchtplan, denn die Straßen waren schon völlig verstopft.
Wie von einer "Feuerbombe" getroffen
Dann blies der Wind das Dach des Restaurants weg, die Flammen kamen näher und sie sprangen doch noch ins Auto.
"Wir sind gerade noch so zum Schluss rausgekommen“, beschreibt Eisele ihr abenteuerliches Entkommen. Alle Zufahrtsstraßen in das betroffene Gebiet sind seither gesperrt, doch der Deutsche kehrte am Mittwoch mit einem Boot nach Lahaina zurück.
Wie von einer "Feuerbombe" getroffen sei dort alles zerstört worden, schildert er.
Auch Bernard Weber kann das Ausmaß der Zerstörung noch nicht fassen. "Ich bin seit 35 Jahren hier, aber so eine Katastrophe haben wir auf Hawaii noch nie gesehen", sagt der gebürtige Schweizer.
Mit seiner deutschen Ex-Ehefrau betreibt er in Kahului, im Osten der Insel, das Restaurant „Brigit & Bernard“s Garden Cafe“.
Dort brannte es nicht, aber sein Wohnhaus in Wailea war von Flammen bedroht. Mitten in der Nacht hätten sie ihr Auto mit Wertsachen und Fotos vollgepackt und die Flucht ergriffen, erzählt der 62-Jährige.
"Gerade haben wir die Pandemie überlebt, und nun das. Tankstellen, Supermärkte, Hotels und Häuser, alles ist weg“, beklagt Weber.
Flüge nach Maui seien gestrichen worden, Touristen kämen nicht mehr auf die Insel. "Ich hoffe, dass ich weitermachen kann", seufzt der Restaurantbesitzer. Freunden, die ihr Haus verloren hätten, habe er nun angeboten, bei ihm zu wohnen.
US-Präsident Joe Biden sagte am Donnerstag Hawaii Katastrophenhilfe der Regierung zu. Die Betroffenen der verheerenden Brände sollen finanzielle Unterstützung vom Bund bekommen.
Erste Bewohner können in ihre Häuser zurück
Wie Hawaiis Gouverneur am Freitagabend mitteilte dürfen erste Bewohner in ihr Zuhause zurückkehren. Josh Green warnte aber vor dem Zustand der Häuser. "Sie werden einen Grad an Zerstörung sehen wie nie zuvor in ihrem Leben", sagte Green beim Fernsehsender KHON2.