Drohnen-Alarm bei Flughafen London-Gatwick: Zwei Festnahmen
Nach der Festnahme zweier Verdächtiger soll der tagelang durch umherfliegende Drohnen lahmgelegte Londoner Großflughafen Gatwick wieder zum Normalbetrieb zurückkehren. "Unsere Start- und Landebahn ist offen und wir streben für Samstag einen vollständigen Planbetrieb an", hieß es in der Früh auf der Webseite des Flughafens. Passagiere werden aber dazu angehalten vor der Anreise zum Flughafen ihre Fluggesellschaft zu kontaktieren, um die Flugdaten und eventuelle Verspätungen zu checken.
Wenige Stunden zuvor hatten die Ermittlungen zu den gezielten Drohnen-Störaktionen zur Festnahme zweier Verdächtiger geführt. Von den Flugausfällen und Umleitungen infolge dutzendfacher Drohnensichtungen über dem Flugfeld waren seit Mittwochabend Hunderttausende Passagiere betroffen - und das mitten in der Hauptreisezeit vor Weihnachten. Auch auf den Flughäfen Wien-Schwechat, Salzburg und Innsbruck kam es zu Verspätungen bzw. Annullierungen von Flügen nach und von London-Gatwick. Gatwick ist Europas siebentgrößter Flughafen und die Nummer zwei in Großbritannien nach London-Heathrow.
Hubschrauber, Scharfschützen und Armee im Einsatz
Laut Polizei wurden "erhebliche Kräfte mobilisiert", um die Drohnen und die Verantwortlichen hinter den Störaktionen ausfindig zu machen. Doch gingen die Störmanöver trotz eines Großeinsatzes mit Hubschrauber, Scharfschützen und Spezialgerät der Armee zunächst weiter.
Zwar konnte am Freitag in der Früh der Flugbetrieb nach 36-stündigem Stillstand wieder aufgenommen werden, am Abend wurde aber erneut eine Drohne entdeckt. Wieder wurde das Flugfeld gesperrt - diesmal nur für etwas mehr als eine Stunde. Danach gab es einige Starts und Landungen, allerdings noch keinen wirklich normalen Flugbetrieb.
Ein Mann und eine Frau festgenommen
Die Ermittlungen der Behörden wegen "krimineller Nutzung von Drohnen" führten schließlich zu zwei Festnahmen am Freitagabend kurz nach 22.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr MEZ), wie die zuständige Polizei in der Grafschaft Sussex mitteilte. Es handle sich um einen Mann und eine Frau, die "in der Gegend von Gatwick" gefasst worden seien, berichtete die britische Nachrichtenagentur Press Association unter Berufung auf die Polizei. Nähere Informationen zum Ablauf des Einsatzes gab es zunächst nicht.
"Alle Ermittlungsrichtungen werden weiter verfolgt, bis wir sicher sind, dass wir weitere Bedrohungen für die Sicherheit der Passagiere entschärft haben", hieß es in der Polizei-Mitteilung. Man bemühe sich nach wie vor darum, etwaige weitere Drohnen über dem Flughafengelände zu orten und unschädlich zu machen. Augenzeugen und andere Hinweisgeber sollten sich direkt an die Polizei wenden.
Entwarnung, aber trotzdem lange Wartezeit
In der Früh folgte dann die Entwarnung seitens des Flughafens. Gleichwohl hieß es auf der Airport-Webseite, Passagiere müssten trotz der angestrebten Rückkehr zum vollständigen Flugplan mit Verspätungen und auch einzelnen Streichungen rechnen. Reisende sollten mit ihren jeweiligen Airlines den Flugstatus abklären, bevor sie sich auf den Weg nach Gatwick machen. Sicherheit habe nach wie vor "oberste Priorität".
Von einem terroristischen Hintergrund waren die Behörden bisher nicht ausgegangen. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass eine ausländische Regierung ihre Finger im Spiel habe, sagte ein Polizeisprecher am Freitag vor Bekanntgabe der Festnahmen. Nicht ausschließen wollten die Ermittler zu diesem Zeitpunkt, dass es sich um radikale Umweltschützer handeln könnte.
Airport-Geschäftsführer Stewart Wingate sprach von einer "präzise geplanten Aktivität, die darauf ausgelegt wurde, den Flughafen lahmzulegen und maximale Behinderungen in der Vorweihnachtszeit zu bringen". Für Luftfahrtbranche und Behörden sei dies ein Warnschuss. "Es kann nicht sein, dass Drohnen einen essenziellen Teil unserer nationalen Infrastruktur auf diese Art lahmlegen", erklärte Wingate. "Das ist offenkundig eine relativ neue Technik, und wir müssen gemeinsam über richtige Lösungen nachdenken um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passieren kann."