Chronik/Welt

Coronavirus: Immer schärfere Restriktionen

Mit Reisebeschränkungen für seine Staatsbürger will China auch global eine Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit verhindern. Die Zahl der Infizierten in der Volksrepublik stieg bis Dienstag innerhalb eines Tages wieder sprunghaft um rund 1.700 auf mehr als 4.500.

An der Krankheit starben weitere 24 Menschen.Damit stieg die Gesamtzahl der Todesfälle auf 106. Um die völlig überforderten Krankenhäuser in der schwer betroffenen zentralchinesischen Provinz Hubei zu entlasten, wurden Tausende medizinische Kräfte dorthin geschickt.

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International schon 60 Fälle bekannt

Auch weltweit steigt die Zahl der Patienten. Rund 60 Nachweise wurden bisher unter anderem aus den USA, Japan, Südkorea, Kanada, Thailand und Australien gemeldet. Während die Erkrankten im Ausland vorher meist in China waren, wurde wie in Deutschland auch in Japan erstmals ein Fall bekannt, bei der die Infektion direkt im eigenen Land passiert sein muss. Der erkrankte japanische Busfahrer habe Anfang des Monats zwei Gruppen chinesischer Touristen aus der besonders betroffenen Stadt Wuhan gefahren, gab Gesundheitsminister Katsunobu Kato bekannt.

Aus Angst vor einer weltweiten Ausbreitung empfahl die Regierung in Peking am Dienstag allen Chinesen, von Auslandsreisen vorerst abzusehen. "Wenn keine besondere Notwendigkeit besteht, wird empfohlen, den Zeitpunkt der Reise zu verschieben", mahnte Chinas Verwaltung für die Einreise und Ausreise. Hongkong will seine Grenze zur Volksrepublik weitgehend dichtmachen. Alle Zug- und Fährverbindungen werden von Donnerstag um Mitternacht an gekappt.

Ab sofort werden einmal täglich, um 10:00, auf der Website des Sozialministeriums die aktuellen Verdachtsfälle auf Coronavirus in Österreich veröffentlicht. Aktuell ist ein Fall bundesweit, in Kärnten, in Abklärung.

Eine Coronavirus Hotline bietet die AGES, Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, unter der Telefonnummer 0800 555 621, von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr.

Pauschalreisen gestoppt

In Zusammenarbeit mit Chinas Behörden werden alle Individualreisen chinesischer Staatsbürger nach Hongkong ausgesetzt. Zuvor hatte Peking bereits alle Pauschalreisen ins Ausland gestoppt. Die chinesische Sonderverwaltungsregion halbiert zudem die Zahl der Flüge aus China. In Hongkong gibt es acht Infektionen. Auch Taiwan, wo es sieben Fälle gibt, hat Einreisebeschränkungen für Chinesen erlassen.

Außer dem ersten Fall in Deutschland, bei dem sich ein Deutscher bei einer chinesischen Besucherin angesteckt hat, sind in Europa bisher in Frankreich drei Infektionen mit dem Virus bestätigt. Die EU-Kommission will im Kampf gegen die Ausbreitung des neuen Coronavirus ein koordiniertes Vorgehen aller EU-Länder bei der Überwachung von Einreisen. Denkbar sei auch gegenseitige Hilfe über den europäischen Katastrophenschutz-Mechanismus, zum Beispiel für die Rückholung von EU-Bürgern aus China, hieß es am Dienstag nach einer Sitzung des Ausschusses für Gesundheitssicherheit in Brüssel.

 

Evakuierungsflug geplant

Wegen der Lungenkrankheit wollen immer mehr Länder ihre Staatsangehörigen aus der schwer betroffenen Metropole Wuhan zurückholen - so etwa Großbritannien und Belgien, Japan, Frankreich und die USA. Die Bundesregierung bereitet einen Evakuierungsflug vor, um ausreisewillige Deutsche aus Wuhan auszufliegen. Ein genauer Zeitpunkt stand Dienstag noch nicht fest. Unter den rund 90 Deutschen in Wuhan kursierte die offiziell unbestätigte Information, dass am Freitag ein deutsches Flugzeug dafür kommen könnte.

Aus Japan sollte ein erstes Charterflug schon Dienstagnacht aufbrechen. Es soll rund 200 Japaner nach Tokio zurückbringen. Tokio plant weitere Flüge, da rund 650 Japaner aus Wuhan in ihre Heimat zurück wollten. Auch Südkorea schickt am Freitag vier Charter-Flüge nach Wuhan, teilte die Regierung mit. Etwa 700 Südkoreaner warteten darauf, ausgeflogen zu werden. Nach ihrer Ankunft sollen die Betroffenen in staatlichen Einrichtungen zur Beobachtung isoliert werden.

Nach einem Treffen mit Chinas Außenminister Wang Yi in Peking warnte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, nach offiziellen chinesischen Angaben vor Überreaktionen. Die WHO sei zuversichtlich, dass die chinesische Regierung die Epidemie unter Kontrolle bringe, zitierte ihn das Außenministeriums.

14 Tage Quarantäne

In Großbritannien hat die Gesundheitsbehörde Public Health England mitgeteilt, dass britische Rückkehrer aus der chinesischen Metropole Wuhan 14 Tage lang ihre Wohnung nicht verlassen sollen - auch wenn sie keine Symptome einer Infektion mit dem neuen Coronavirus zeigen. Die Betroffenen sollten vorsichtshalber nicht zur Arbeit oder Schule gehen und keine öffentlichen Verkehrsmittel und Taxen nutzen.

Experten suchen etwa 2.000 Menschen, die seit Ausbruch der Lungenkrankheit aus der chinesischen Region nach Großbritannien geflogen sind. Noch sind zwar keine Infektionen nachgewiesen worden, doch gelten Ansteckungen als wahrscheinlich.

45 Millionen Menschen abgeschottet

China hatte in den vergangenen Tagen drastische Maßnahmen ergriffen: In der Provinz Hubei wurden 45 Millionen Menschen in mehr als einem Dutzend Städten weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Flüge sowie Fern- und Nahverkehr wurden gestoppt. Auch andere Regionen haben den Überlandverkehr von Bussen und einige Zugverbindungen gestrichen. Die Regierung verlängerte zudem die Ferien über das laufende Neujahrsfest hinaus.

Zur Behandlung der Lungenkranken haben Chinas Behörden inzwischen fast 6.000 Ärzte und Pfleger aus dem ganzen Land in die Provinz Hubei entsandt. Mehr als 2.700 Infektionen sind in der 58 Millionen Einwohner zählenden Provinz bestätigt, deren Hauptstadt Wuhan ist. 100 Menschen sind allein in Hubei gestorben. Das Virus ist inzwischen in fast allen Provinzen und Regionen Chinas aufgetaucht.