Chronik/Welt

Coronavirus: Weiterer Verdachtsfall in Wien

In Wien scheint es einen weiteren Coronavirus-Verdachtsfall zu geben. Mittwochabend wurde eine Frau mit grippeähnlichen Symptomen ins Kaiser-Franz-Josef-Spital eingeliefert, berichtet die Presse. Das wäre der insgesamt sechste Verdachtsfall in der Landeshauptstadt.

Die betroffene Frau soll in die Vierte Medizinische Abteilung des Kaiser-Franz-Josef-Spitals gebracht worden sein. Auf der Infektions- und Tropenmedizin-Abteilung des Spitals werden alle Verdachtsfälle aus dem Großraum Wien behandelt. Ob sich die Frau tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert hat, dürfte im Laufe des Donnerstags feststehen.  

Nähere Informationen zur Patientin liegen vorerst nicht vor. Auch ist nicht bekannt, ob die Frau zuletzt in China war.
In der Steiermark sind am Mittwoch drei neue mögliche Coronaviren-Verdachtsfälle bekannt geworden.

Die steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) bestätigte Medienberichte, wonach in ihren Spitälern seit vergangener Woche insgesamt acht Mal Verdacht bestand. In fünf Fällen gab es nach den Tests Entwarnung, in drei Fällen wird noch auf die Ergebnisse der Untersuchungen gewartet.

170 Todesfälle in China

170 Menschen sind bislang in China durch das neue Coronavirus umgekommen, über 7.700 Krankheitsfälle wurden laut Gesundheitskommission registriert. Dazu kommen über 12.000 VerdachtsfälleDie Weltgesundheitsbehörde WHO berät angesichts der Ausbreitung darüber, ob sie einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausrufen soll.

Die Krankheit blieb weiterhin großteils auf die Provinz Hubei begrenzt. Dort gab es über 1000 neue Erkrankungen und 37 Todesfälle. In Hubei sind bereits 162 Menschen an der Krankheit gestorben.

Podcast-Folge zum Coronavirus:

Noch sieben Österreicher in Hubei

In der besonders betroffenen Provinz Hubei befinden sich noch sieben Österreicher. Sie sollen nach Angaben des Außenministeriums noch vor dem Wochenende in ihr Heimatland zurückgeholt werden.

Auch andere Länder haben bereits Rückholaktionen gestartet und ihre Bürger ausfliegen lassen. Großbritannien erwägt, aus der chinesischen Stadt Wuhan ausgeflogene Staatsbürger zu isolieren. Sie kommen 14 Tage lang in Quarantäne, wahrscheinlich auf einer Militärbasis.

Was solch ein Vorgehen mit den Österreichern betrifft, das stimme man die Vorgangsweise mit den Partnern im Rahmen der europäischen Gesundheitsbehörden sowie mit den Landessanitätsdirektionen ab, hieß es von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) auf APA-Anfrage.

Die USA flogen rund 200 Landsleute aus Wuhan aus. Ein Charterflugzeug mit 195 US-Staatsbürgern habe am Mittwoch chinesische Metropole verlassen. Keiner von ihnen habe Symptome gezeigt, sie würden nun noch einige Tage beobachtet. In Tokio landete am Donnerstag eine zweite Maschine mit 210 Menschen an Bord, die aus China evakuiert wurden.

In der Belegschaft des bayerischen Autozulieferers Webasto, bei dem die vier bestätigten Fälle in Deutschland aufgetreten sind, ist nach Unternehmensangaben am Mittwoch keine weitere Infektion mit dem Coronavirus diagnostiziert worden. Am Firmensitz in Stockdorf hätten Amtsärzte Proben von rund 40 Kontaktpersonen der ersten Fälle genommen, erklärte das Unternehmen. Am Donnerstag werden demnach noch rund 50 weitere Mitarbeiter untersucht, die in engerem Kontakt mit jenen drei Kollegen standen, bei denen zuletzt der Erreger festgestellt worden war. Allen fünf betroffenen Mitarbeitern, vier in Deutschland sowie der nach China zurückgereisten Kollegin, gehe es gut. Die Symptome seien nach sehr kurzer Zeit abgeklungen.

Flüge gestrichen

Immer mehr Airlines streichen Flüge nach China. In Wien starteten am Mittwoch die letzten Peking- und Shanghai-Flüge der AUA, die ebenso wie die Konzernmutter Lufthansa alle China-Flüge bis 9. Februar absagte. Zuletzt setzte British Airways alle Verbindungen von und nach Festland-China aus. Kurz zuvor hatte American Airlines bekanntgegeben, die Verbindungen von Los Angeles nach Peking und Shanghai bis Ende März einzustellen. Google teilte mit, alle seine Büros in China, Hongkong und Taiwan vorläufig zu schließen.

Ikea sperrt zu

Die schwedische Möbelkette IKEA zieht wegen der Ausbreitung des Coronavirus die Notbremse: Alle 30 Einrichtungshäuser im Land werden vorübergehend geschlossen. Der Erreger ist mittlerweile nämlich in allen Provinzen und Regionen des chinesischen Festlandes nachgewiesen.

Noch am Mittwoch hatte es geheißen, dass IKEA die Hälfte seiner Filialen schließen wird. Das Einrichtungshaus in der Millionenstadt Wuhan, wo der neue Virus erstmals aufgetreten war, ist schon vor knapp einer Woche geschlossen worden.

Weltweiter Gesundheitsnotstand

Die Weltgesundheitsbehörde WHO berät angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus erneut darüber, ob sie einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausrufen soll. Der Notfallausschuss wird diesen Donnerstag hinter verschlossenen Türen beraten, kündigte WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf an. In China ist die Zahl der Todesfälle indes um 38 auf 170 gestiegen.Das Team aus 16 Experten hatte sich zuletzt zweimal dagegen entschieden, einen internationalen Notfall zu erklären.

Damit wären schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs verbunden. Ghebreyesus sagte, die Verbreitung des Virus vor allem von Mensch zu Mensch in einigen Ländern wie Deutschland bereite der UNO-Behörde Sorgen. In Deutschland sind vier Fälle in Bayern bestätigt. Während am Mittwoch in der Steiermark drei neue Verdachtsfälle bekannt wurden, ist in Finnland die erste Infektion bestätigt wurden.

Bisher wurden laut der WHO Infektionen aus 15 Ländern gemeldet. Bis auf rund 70 Fälle sind die meisten der Erkrankungen in China aufgetreten, wo der Erreger seinen Ursprung hat. Die staatliche Gesundheitskommission in Peking gab am Donnerstag neue Zahlen bekannt, die einen sprunghaften Anstieg bei Toten und Krankheitsfällen zeigten. Demnach waren bis einschließlich Mittwoch 170 Menschen gestorben und 7.711 erkrankt. Damit kamen innerhalb eines Tages 38 Tote und rund 1.700 Erkrankte hinzu. Bei weiteren 12.167 Menschen wurde das Coronavirus vermutet.

Weiterhin blieb das Virus stark auf die Provinz Hubei beschränkt, wo am Dienstag 37 Tote und 1.032 Krankheitsfälle neu registriert wurden. Einen Toten gab es in der Provinz Sichuan. Zudem wurde in der Provinz Tibet ein erster Coronavirus-Fall bestätigt.

Potenzial für größeren Ausbruch

Der WHO bereitet aber inzwischen die Verbreitung außerhalb Chinas in den vergangenen Tagen Sorge. "Obwohl die Zahlen außerhalb Chinas noch relativ klein sind, haben sie das Potenzial für einen deutlich größeren Ausbruch", sagte der WHO-Chef. Neben Deutschland nannte er auch Japan und Vietnam. In den USA breitete sich das Virus indes nicht weiter aus. Wie die US-Gesundheitsbehörde CDC am Mittwoch in Washington mitteilte, gab es keine weiteren Fälle. 68 Personen wurden getestet, fünf Fälle bestätigt.