14-Jähriger in Deutschland wegen Mordes vor Gericht
Ein 14-Jähriger, der wegen des Verdachts des heimtückischen Mordes an einem Gleichaltrigen in Hannover vor Gericht steht, hat die Tat womöglich nicht allein begangen. Es gebe "Hinweise darauf, dass bei der Tat möglicherweise ein weiterer Jugendlicher zugegen oder beteiligt gewesen sein könnte", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover, Kathrin Söfker, am Montag. Nach Informationen der dpa sprach der Angeklagte im Prozess über einen möglichen weiteren Beteiligten.
Das Verfahren ist nicht öffentlich. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf, wie die Sprecherin sagte. Unklar war zunächst, ob der mögliche Komplize am Ort der Tat war oder die Tat mit geplant hatte. Bisher waren die Ermittler nach eigenen Angaben davon ausgegangen, dass der 14-Jährige sein Opfer Ende Jänner allein auf das Gelände einer ehemaligen Gärtnerei gelockt und dort getötet hatte. Gegen den verdächtigen Teenager wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen, Seitdem sitzt er in der Jugendanstalt Hameln in Untersuchungshaft.
Im Frühjahr erhob die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage gegen den Deutschen. Die beiden Burschen hatten sich zum Spielen getroffen, aber nur einer von ihnen kam nach Hause zurück. Sein Vater meldete den anderen als vermisst. Hunderte Einsatzkräfte suchten in Wunstorf nahe Hannover nach dem zunächst vermissten Buben - viele Menschen hofften, dass er noch auftauchen würde. Während der Suche soll der angeklagte Achtklässler der Polizei gesagt haben, dass er seinen Spielkameraden getötet und versteckt habe. Bei der Obduktion wurde stumpfe Gewalteinwirkung als Todesursache festgestellt.
Um wen es sich bei dem möglichen Komplizen handle, dazu könne sie sich nicht äußern, erklärte die Sprecherin der Anklagebehörde. Sie gehe davon aus, dass der Prozess ungehindert weitergehen werde - die neuen Ermittlungen würden parallel geführt.
Das Opfer sei arg- und wehrlos gewesen, hatten die Ermittler zuvor erklärt. Der Bub habe nicht damit gerechnet, dass er von seinem Spielkameraden umgebracht werden könnte. Der mutmaßliche Täter und das Opfer besuchten dieselbe Schule, gingen aber in unterschiedliche Klassen. Details zu Hintergrund und Motiv sollten nicht genannt werden.
Aus der Sicht der Nebenklage gibt es offene Fragen. Man erhoffe sich Antworten und neue Erkenntnisse - auch zur Motivlage, sagte der Nebenklagevertreter und Göttinger Opferanwalt Steffen Hörning vor einigen Tagen.
Verteidiger Dogukan Isik hatte zu Prozessbeginn gesagt, es sei kein leichtes Verfahren. Auch für die Familie des angeklagten Teenagers, die zur Familie des Opfers Kontakt habe, bedeute es emotional und psychisch enormen Druck. Die beiden Familien unterstützten sich gegenseitig. Auch Hörning sprach von gegenseitigem Zuspruch.