Chronik/Vorrang

Schulanfang heißt Vorrang für Kinder

Den Komfort einer Polizeieskorte nehmen normalerweise hohe Tiere in Anspruch. Dem KURIER und der Exekutive sind aber alle Schüler so wichtig, dass auch sie nun zwei Wochen auf ihrem Schulweg von Beamten beschützt werden.

Die KURIER-Aktion "Vorrang für Kinder" hat bereits eine lange Tradition am Schulanfang. In diesem Jahr unterstützen nicht nur die Polizei und das Innenministerium, sondern auch das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) und die Allgemeine Unfallversicherung (AUVA) den Schutz der Kinder.

"Obwohl wir vielseitige Aufgaben haben, ist uns die Überwachung der Schulwege besonders wichtig", sagt Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl. Als Devise für die kommenden zwei Wochen gibt der Polizeipräsident noch allen Autofahrern folgenden Tipp mit auf den Weg: "Immer bremsbereit fahren. Vor allem im Umfeld von Schulen."

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Kinder überschätzt

Wie die Zahlen zeigen, halten sich leider nicht alle Autofahrer an dieses Credo. Immer noch werden jedes Jahr Hunderte Kinder Opfer von Verkehrsunfällen. Im Vorjahr wurden 473 Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren bundesweit bei Unfällen auf dem Schulweg verletzt. Sechs Kinder verloren seit dem Jahr 2010 sogar ihr Leben.

Obwohl Kinder nämlich oft schon sehr auf Zack sind und die Grundregeln im Straßenverkehr in der Theorie auch beherrschen, überschätzen manche Eltern ihren Nachwuchs.

"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie schätzen Entfernungen und Geschwindigkeiten falsch ein und nehmen seitlich herankommende Fahrzeuge später wahr. Zusätzlich sind Kinder leicht ablenkbar und verhalten sich in der Praxis oft nicht gemäß ihrem Wissen", sagt Othmar Thann, Geschäftsführer des Kuratorium für Verkehrssicherheit.

Vor allem die Eltern spielen laut einem weiteren Verkehrsexperten eine wichtige Rolle als Vorbild für die Kleinen. "Kinder orientieren sich in ihrem Verhalten an den Handlungen von Erwachsenen. Und wie wir wissen, sind Kinder hervorragende Beobachter. Deshalb leisten Eltern einen wichtigen und wertvollen Beitrag für einen sicheren Schulweg ihrer Kinder", erläutert Anton Ofner, Obmann der AUVA.

Sensibilisieren

Gehen die Eltern also zum Beispiel trotz roter Ampel über die Straße, schauen sich die Kinder das Fehlverhalten sehr schnell ab.

Überhaupt ist es wichtig vor allem mit Erstklässlern oder nach einem Schulwechsel, den Weg entweder vorab zu üben, oder die Kinder in den ersten Schultagen zu begleiten.

Viele Helfer

Und auch wenn die Route dieselbe ist wie im Jahr zuvor, ist eine gute Vorbereitung wichtig, wie Innenminister Wolfgang Sobotka betont: "Die Ferien dauern lange und man muss sowohl die Kinder als auch die Autofahrer sensibilisieren, am Schulanfang mehr achtzugeben."

Der Anblick der insgesamt 216 Polizisten, die nun für zwei Wochen Wiens Schulwege sichern werden, ruft aber bestimmt bei so manchem Autofahrer das richtige Verhalten schnell wieder ins Gedächtnis.

Zusätzlich werden noch 88 Exekutivassistenten und private Schulweglotsen ein Auge auf die Kleinen haben. Um den Schulanfang zu versüßen, werden vor den Schulen außerdem KURIER-Stundenpläne verteilt.

Sollte ihr Kind keinen ergattern können, gibt es den Stundenplan auch zum Downloaden auf kurier.at/vorrangkinder

Anton Ofner, Obmann der AUVA gibt den Eltern wichtige Anregungen:

  • Übung Legen Sie den sicheren Schulweg, der nicht immer der Kürzeste ist, gemeinsam mit Ihrem Kind fest und üben Sie diesen mehrmals. Je mehr Wiederholungen, desto sicherer wird sich das Kind im Straßenverkehr bewegen. Übrigens: Das Üben des Schulweges ist nicht nur mit Erstklässlern notwendig.
  • Zeit nehmen Nach einigen Wiederholungen lassen Sie sich von Ihrem Kind am Schulweg führen und sich erklären, worauf zu achten ist. So sehen Sie rasch, an welchen Stellen Ihr Kind entweder noch mögliche Gefahren wahrnimmt oder verkehrsrelevante Dinge übersieht. Auf diese Weise haben Sie Gelegenheit, mögliche Unsicherheiten noch besprechen und ausräumen zu können.
  • Erfahrung sammeln Je öfter Ihr Kind die Chance hat, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen, desto mehr Erfahrungen kann Ihr Kind als aktiver Verkehrsteilnehmer sammeln und desto mehr stärken Sie seine Verkehrskompetenz.
  • Öffis Auch das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln braucht Übung. Fahren Sie einige Male mit Ihrem Kind gemeinsam die Route mit. Zeigen und erklären Sie Ihrem Kind, wo es zum Beispiel auf den Bus warten soll. Hier ist ganz wichtig, genug Abstand von der Fahrbahn zu halten. Muss Ihr Kind nach dem Aussteigen eine Straße überqueren, wartet es, bis der Bus weggefahren ist, verschafft sich durch aktives Schauen einen Überblick über die Verkehrssituation und quert erst dann, wenn dies sicher möglich ist.


Am besten aufgehoben ist Ihr Kind während der Busfahrt auf einem Sitzplatz. Die Schultasche kommt dabei unter den Sitz. Auch im Bus muss der Sicherheitsgurt angelegt werden. Ist kein Sitzplatz frei, immer gut festhalten.

  • Halt und schauen Trainieren Sie mit Ihrem Kind auch das Stehenbleiben vor dem Überqueren der Straße. So verschafft es sich rechtzeitig einen Überblick über die Verkehrssituation, nimmt Blickkontakt mit anderen Verkehrsteilnehmern auf und quert erst dann, wenn entweder die Straße frei ist oder alle Verkehrsteilnehmer auf der Straße angehalten haben.