Hilfe nach Unwetter in St. Anton: "Tirol lässt niemanden im Stich"
Nach dem heftigen Unwetter samt Murenabgängen am vergangenen Freitagabend in St. Anton am Arlberg in Tirol (Bezirk Landeck) hat die schwarz-rote Landesregierung zusätzliche finanzielle Mittel zur Bewältigung der massiven Schäden beschlossen.
Für private Elementarschäden gibt es 50 Prozent der Schadenssumme aus dem Katastrophenfonds, die Hälfte davon als Soforthilfe. Indes begann am Mittwoch der angekündigte Bundesheer-Assistenzeinsatz mit 50 Kräften.
Landeshauptmann Anton Mattle und Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (beide ÖVP) betonten in einer Aussendung, dass die Soforthilfe "rasch und unbürokratisch" zur Verfügung gestellt werde. Gleichzeitig würden auch betroffene Gemeinden bei der Schadensbehebung Hilfszahlungen erhalten.
Und letztlich erhöhe die Landesregierung die Finanzmittel für das Bauprogramm der Wildbach- und Lawinenverbauung für das Jahr 2024 um vier Millionen Euro, um Sofortmaßnahmen nach Muren, Rutschungen und Steinschlägen noch schneller umzusetzen. Eine Gesamtschadenssumme in Bezug auf St. Anton stand indes noch nicht fest.
"Tirol lässt niemanden im Stich", bekundete Mattle, für den die Instandsetzung der Schutzbauten "höchste Priorität" habe. Von Seiten des Landwirtschaftsministeriums war für das Jahr 2024 bereits eine Erhöhung der Mittel für die Wildbach- und Lawinenverbauung durchgeführt worden. In Summe mussten in Tirol heuer rund 18 Sofortmaßnahmenprojekte nach Muren, Rutschungen und Steinschlägen umgesetzt werden, hieß es.
"Gut investiertes Geld"
"Alleine in die Sofortmaßnahmen investieren wir heuer über 3,5 Millionen Euro. Der Wildbach- und Lawinenverbauung Tirol stehen 2024 insgesamt 55,9 Millionen Euro zur Verfügung, so viel wie noch nie zuvor. Dieses Geld ist gut investiert, denn es dient der Sicherheit der Tirolerinnen und Tiroler", erklärte ÖVP-Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, der sich in St. Anton selbst ein Bild von den Aufräumarbeiten machte.
Unterdessen begann am Mittwoch der Assistenzeinsatz des Bundesheeres ebendort. 50 Soldaten des Stabsbataillon 6, darunter auch drei Frauen, sollen in den kommenden Tagen die vielen freiwilligen Helfer und Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen - in der Spitze waren es rund 350 gewesen - bei den Aufräumungsarbeiten unterstützen, ließ das Militärkommando Tirol wissen. Vorerst war der Einsatz bis Freitag geplant.
Bis zu 50.000 Kubikmeter Geröll
Am ersten Tag waren zwei Baustellen abzuarbeiten, hieß es. Einerseits mussten die Soldaten die Tiefgarage beim Tourismusverband von meterhohen Schlammmassen befreien, andererseits bei zwei Einfamilienhäusern den Keller freiräumen. Dutzende Lkw und Bagger waren in den vergangenen Tagen aufgeboten worden, um zigtausende Kubikmeter Material bzw. Geröll wegzubewegen. Laut Angaben des Landes müssen bis zu 50.000 Kubikmeter aus den Geschiebebecken gebracht werden.
Mindestens 35 Gebäude waren in der bekannten Tourismusgemeinde am Arlberg beschädigt worden, darüber hinaus mehrere Brücken und Straßen. Betroffen von den Überflutungen und teils meterhohen Vermurungen war das westliche Ortsgebiet von St. Anton mit einigen Ortsteilen sowie dem Bereich um zwei Kreisverkehre.
Eine große Mure war unter anderem am sogenannten Jungbrunntobel abgegangen, zwei Bäche traten daraufhin über die Ufer, es kam zu Verklausungen. Wasser drang in Keller von Häusern ein, einige Straßen wurden geflutet und zu reißenden Bächen. Das unmittelbare Ortszentrum St. Antons wurde zwar auch etwas in Mitleidenschaft gezogen, dort hielt sich aber das Ausmaß an Überschwemmungen und damit auch an Schäden in Grenzen.
Massiv betroffen von dem Unwetter und den darauffolgenden Murenabgängen war auch die Arlbergpassstraße (B197), sowohl auf Tiroler als auch auf Vorarlberger Seite. Ein großer Erdrutsch hatte die Straße auf Tiroler Seite bei St. Anton verlegt. In Vorarlberg ging bei St. Christoph am Arlberg eine Mure auf die Straße ab, die gesamte Fahrbahn wurde verlegt.
Die Straße wurde stark unterspült und die Fahrspur in Fahrtrichtung Tirol zerstört bzw. die Fahrbahn auf einer Länge von rund 60 Metern weggerissen. Die Arlbergpassstraße wurde zunächst komplett gesperrt, es liefen großangelegte Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten.
Am Montag wurde die Straße schließlich während der Nachtstunden wieder für den Verkehr geöffnet. Bis vorerst Freitag wird die B197 nur zwischen 20 und 7 Uhr befahrbar sein. Untertags bleibt sie aufgrund weiterer Aufräumarbeiten unpassierbar. Auf Vorarlberger Seite wurde zuvor ein Provisorium an der unterspülten Stelle errichtet.