Bombenfund bei Zeugen Jehovas: Zusammenhang mit früherem Anschlag wahrscheinlich
Nach dem Fund eines Sprengsatzes Freitagabend vor einer Woche bei den Zeugen Jehovas in Kalsdorf südlich von Graz ermitteln Polizei und Staatsschutz weiter auf Hochtouren. Wie die Polizei nun bekannt gab, deuten die bisherigen Analysen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Zusammenhang mit dem im Vorjahr in Leibnitz detonierten Sprengsätzen hin. Die bisherige Spurenauswertung habe das laut einer Aussendung ergeben.
Im August 2023 wurden in Leibnitz bei den Autos zweier Mitglieder der Zeugen Jehovas während eines Gottesdienstes Sprengsätze am Unterboden montiert. Während eine der beiden Bomben noch während des Gottesdienstes hochging und Schäden am Wagen einer Frau verursachte, explodierte der zweite Sprengsatz während der Fahrt am Wagen eines anderen Mitglieds. Der Mann kam mit dem Schrecken davon. Beide Sprengsätze hätten aber auch tödliche Folgen haben können, hieß es damals. Wer die Bomben an den Fahrzeugen angebracht hat, ist bis heute noch unklar.
Ermittler geben sich weiterhin bedeckt
Die Exekutive sieht vorerst aus kriminaltaktischen Gründen davon ab, Details zur Art und Bauweise der Sprengsätze zu kommunizieren, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.
Die Ermittler haben bereits Anrainer und Passanten vernommen, um herauszufinden, ob Personen mit einem Paket nahe dem Königreichssaal in Kalsdorf gesehen wurden. Allerdings war es beim Auffinden des Sprengsatzes gegen 20.30 Uhr schon dunkel, wissen die Beamten. Erhöhte Sensibilität sei auch weiterhin im Umfeld anderer Häuser der Zeugen Jehovas gefordert, die ohnehin auch von der Polizei überwacht würden. Verdächtige Wahrnehmungen oder Gegenstände sollten sofort via Notruf 133 gemeldet werden.
Mitglieder der Glaubensgemeinschaft selbst hatten das verdächtige Paket am Karfreitag im Eingangsbereich des Königreichssaals entdeckt und die Behörden alarmiert. Untersuchungen zeigten rasch, dass der Gegenstand gefährlich sein könnte. Samstagnachmittag bestätigte sich das dann auch: Es handelte sich um einen grundsätzlich funktionstüchtigen Sprengsatz, den jemand offenbar selbst gebastelt hat.
Wie die Glaubensgemeinschaft reagiert
Die betroffene Glaubensgemeinschaft will sich aber nicht einschüchtern lassen: "Unsere Gottesdienste finden weiterhin wie gewohnt statt und sind auch weiterhin für alle Interessierten offen, nicht nur für unsere Mitglieder", versichert Markus Kakavis, Sprecher der Zeugen Jehovas, im KURIER-Gespräch. "Aber natürlich, Fakt ist, dass wir nach wie vor verstört sind, dass es Menschen gibt, die sich auf so eine Art und Weise ausdrücken." Auch die für das kommende Wochenende in Wien und Oberösterreich geplanten Kongresse finden statt. Drohungen im Vorfeld habe es keine gegeben, betont der Sprecher.
Rund 2.900 aktive Zeuginnen und Zeugen Jehovas gibt es in der Steiermark, österreichweit sind es 22.600. Der Königsreichssaal im steirischen Kalsdorf wird von zwei Gemeinden benutzt, die jeweils rund 80 Mitglieder haben. Auch, nachdem die Bombe gefunden wurde, fanden die Gottesdienste statt. "Natürlich sind wir achtsam, solche Vorfälle sensibilisieren", überlegt Kakavis. Doch sie scheinen auch zusammen zu schweißen: "In Kalsdorf waren an dem Wochenende beim Gottesdienst tendenziell mehr Personen physisch anwesend als üblich."