Prozess: „Er hatte Schlagstock in Schultasche“
Mit Anzug und Hemd bekleidet, steht er brav neben seiner Mutter. Fast würde man meinen, der 14-Jährige könne kein Wässerchen trüben. Doch dann trägt Staatsanwalt Mario Bandarra die fünf Punkte vor, die dem bereits strafmündigen Schüler zur Last gelegt werden: Körperverletzung, Erpressung, Besitz einer verbotenen Waffe, Nötigung und Einbruch zählen dazu.
Der Nordburgenländer soll einen Mitschüler mit einer Stahlrute bedroht und drei Euro von ihm verlangt haben. Einen anderen Burschen habe er laut Anklage aufgefordert, sich in der Schulgarderobe auf den Boden zu legen. „Er (der Angeklagte, Anm.) hat zu mir gesagt: ’Wenn du aufstehst, schlag’ ich dich.’ Den Schlagstock hatte er in der Schultasche.“ Dann habe der Beschuldigte den „30 bis 40“ herumstehenden Schülern, gesagt, sie könnten auf den am Boden Liegenden eintreten, wenn sie einen Euro bezahlen. Zwei Burschen hätten ihm einen Fußtritt verpasst, einer habe so fest hingetreten, dass er ein Hämatom davon getragen habe. „Jeder hat zugeschaut, keiner hat sich getraut, etwas zu machen“, sagt der Zeuge.
Zudem soll der Beschuldigte rund um Silvester zwei Mal Feuerwerkskörper im Wert von rund 370 Euro aus einem verschlossenen Container gestohlen haben.
„Geht’s Ihnen noch gut“, will Richterin Birgit Falb vom Angeklagten wissen. „Wenn Sie nicht wollen, dass Sie Ihr Leben im Gefängnis verbringen, dann müssen Sie Ihre Art ändern.“
„Blöde Aktion“
Der 14-Jährige zeigte sich im Wesentlichen geständig. „Es tut mir leid. Ich weiß, dass es eine blöde Aktion von mir war.“ In den Container sei er aber nicht eingebrochen, der sei unversperrt gewesen, außerdem habe er gemeinsam mit anderen die Raketen gestohlen. Den von ihm angerichteten Schaden will er gleich vor Gericht wiedergutmachen, er gibt einer Vertreterin des Geschäfts 100 €.
Der Anwalt des Beschuldigten, Klaus Philipp, sieht seinen Mandanten auch als Opfer. „Er wurde in der Schule gehänselt und beschimpft, von den Älteren wurde er verprügelt.“ Als sein Mandant gewachsen sei und kräftiger wurde, habe er den Spieß umgedreht. „Er wollte sich nur Respekt verschaffen“, so Philipp. Sein Mandant habe nun die Schule gewechselt, jetzt gehe es ihm besser.
Richterin Falb will dem Jugendlichen noch eine Chance geben und schlägt eine diversionelle Erledigung vor. Der Schüler soll zur Strafe 80 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab.
Für Jugendanwalt Christian Reumann ist dieser Fall von Gewalt an einer Schule im Burgenland eher „ein Ausreisser“. „Im großstädtischen Bereich ist es sicher wilder“, sagt Reumann.
Werner Gamauf, Leiter der Kriminalprävention des Landeskriminalamtes erklärt: „Die Zahl der Fälle von Gewalt an Schulen ist in den vergangenen Jahren konstant geblieben. Aber die Brutalität ist gestiegen.“