Chronik

ÖVP-SPÖ-Schnellschuss: Kärnten jagt 86 Otter

Möglichst viele Tiere sollen mit Lebendfallen gefangen und ins Ausland gebracht werden. Fast fünf Jahre lang hatten die Kärntner FPÖ-Jagdreferenten Christian Ragger und Gernot Darmann eine Verordnung zur Fischotterjagd in den Schubladen liegen, der Erlass scheiterte letztlich am Veto der SPÖ. Die neue SPÖ-ÖVP-Koalition erteilt jetzt nur zwölf Tage nach ihrer Angelobung die Jagdfreigabe für 86 Marder in den nächsten zwei Jahren.

„Die Lage ist ernst, es darf nicht länger zugewartet werden“, betont der aktuelle Jagdreferent, Martin Gruber von der ÖVP. Gruber stützt seine Entscheidung auf ein Gutachten des Zoologen Steven Weiss von der Uni Graz, wonach die Fischotterpopulation in Kärnten in den letzten Jahren flächendeckend sprunghaft zugenommen hat und 360 Tiere zählt. Im Gegenzug gelten Flussabschnitte der Lieser und Görtschitz bereits als fischleer und die autochthone Kärntner Bachforelle als vom Ausstreben bedroht.

„Wir haben die Jagdfreigabe juristisch von der Verfassungsabteilung des Landes prüfen lassen. Der Eingriff ist erforderlich, bis sich die Fisch- und Otter-Population reguliert“, betont Gruber. Die Beschlussfassung mit der SPÖ erfolgte einstimmig.

Auch wenn konkret das Wort „Bejagung“ in der Verordnung enthalten ist, betont Gruber, dass man möglichst viele Tiere mit Lebendfallen, die täglich zwei Mal kontrolliert würden, fangen und in Frankreich sowie den Niederlanden wieder aussetzen wolle. Diesbezügliche Gespräche mit den beiden Staaten würden laufen.

Im April wirksam

Die Verordnung wird noch im April wirksam; sie sieht auf zwei Jahre die Entnahme von 43 Tieren jährlich vor. Es gibt eine Schonfrist von 1. März bis 30. November, die aber nur trächtige Weibchen betrifft. Da die Otter in sämtlichen Fließgewässern Kärntens nachgewiesen wurden, gilt die Jagderlaubnis flächendeckend, einzige Ausnahme ist die Drau. Begleitet werde die Maßnahme von einem Otter-Managementplan, der von Fischereiverantwortlichen eingefordert worden sei, erklärt Gruber weiter. Sein Plan sieht die Förderung von Schutzzäunen für private Fischteiche und Fischzuchten sowie Schulungsmaßnahmen für Personen, die zur Entnahme der Marder berechtigt sind, vor.

Personalkarussell

Der geschäftsführende ÖVP-Chef hält indes auch bei innerparteilichen Personalentscheidungen das Tempo hoch: Julia Schaar werde am 1. Juni Josef Anichhofer als Landesgeschäftsführer ablösen, gab Gruber bekannt. Die 36-Jährige war zuletzt in der Privatwirtschaft tätig. Mit Sebastian Schuschnig (31), einem Vertrauten von Kanzler Sebastian Kurz, bekommen die Türkisen wieder einen Parteisekretär, der die Koordination zwischen Partei, Landesregierung und Klub übernehmen soll.