Österreicher spenden auch in der Krise
Von Elias Natmessnig
Sie vertrauten ihm ihr Geld an, doch er hat alle getäuscht. 2,7 Millionen Euro sammelte der Grazer Gregor H. mit seinem Verein, um Hilfsprojekte in Namibia zu unterstützen. Doch nur 140.000 Euro sollen in Afrika angekommen sein, selbst dafür sollen Gregor H. die Belege fehlen. Mittlerweile ermitteln Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft gegen den 45-Jährigen.
Verlierer sind neben den Bedürftigen auch jene, die ihr Geld im guten Glauben gespendet haben. Angesichts regelmäßiger Spendenskandale fühlen sich viele Menschen überfordert und verzichten auf eine Spende.
Unterstützung
„Dabei sind Spenden sehr wichtig“, sagt Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands Austria. „Viele Projekte wären ohne ihre Unterstützung nicht möglich.“ Die meisten unterstützen vor allem bekannte Organisationen wie etwa die Caritas, das Rote Kreuz, SOS Kinderdorf oder Ärzte ohne Grenzen. Aber auch viele kleinere Organisationen haben interessante Projekte. Lutschinger rät, sich für zwei bis drei Organisationen zu entscheiden. „Bleiben Sie diesen dann treu“, rät der Experte. Das senke den Verwaltungsaufwand und erhöht die Planbarkeit. Wer sichergehen will, dass seine Spende gut verwendet wird, sollte auf das „Österreichische Spendengütesiegel“ achten.
Millionen
Die Spendenfreudigkeit der Österreicher ist auch in der Krise ungebremst. 2011 spendeten die Österreicher 490 Millionen Euro, das sind pro Kopf etwas mehr als 57 Euro. „Auch 2012 wird das Spendenaufkommen wieder höher sein als im Vorjahr“, sagt Lutschinger. 20 bis 25 Prozent der Spenden werden in der Weihnachtszeit getätigt. „Weihnachten ist die wichtigste Zeit für die Hilfsorganisationen“, sagt Lutschinger. Das zeige sich auch im Stadtbild an den vielen karitativen Punschständen: „Natürlich ist das auch Werbung für die Organisationen, dennoch kommt dabei auch etwas Geld herein.“
Egal, wie viel Glühwein ausgeschenkt wird, international gesehen ist Österreich ein Kleinsparverein. Während hierzulande vor allem schwächere Einkommensschichten spenden, fallen die Großspender aus. Zum Vergleich: Das Spendenvolumen in den USA betrug 2010 mehr als 212 Milliarden Dollar, das sind 683 Euro pro Einwohner. Aber auch im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz liegt Österreich hinten. Lutschinger: „Das liegt daran, dass in diesen Ländern im Gegensatz zu Österreich die steuerliche Absetzbarkeit schon vor Jahrzehnten eingeführt wurde.“
Seit 2007 sind Spenden an Non-Profit-Organisationen absetzbar. Pro Jahr dürfen bis zu 10 Prozent der Einkünfte des Vorjahres als Spende abgezogen werden. Die Liste der Organisationen, für die steuerschonend gespendet werden kann, wird länger. Per 1. 1. 2012 wurde die Ausweitung der Begünstigung auf Natur- und Umweltorganisationen sowie auf die Freiwillige Feuerwehr beschlossen. Auch staatlich anerkannte Tierheime wurden in die Liste aufgenommen, nicht aber Tierschutzvereine wie Vier Pfoten oder der Verein gegen Tierfabriken (VgT). „Ein reiner politischer Willkürakt“, sagt Fundraising-Verbandschef Günther Lutschinger.
Viele Österreicher wissen aber nicht, dass Spenden steuerlich absetzbar sind. Von den 3,8 Millionen Österreichern die 2011 eine Arbeitnehmerveranlagung oder Einkommensteuererklärung machten, gaben nur 10 Prozent Spendengelder an. „Hier müssen wir noch viel Informationsarbeit leisten“, sagt Lutschinger.
Viele Menschen sind unsicher, ob ihr Geld auch bei den Bedürftigen ankommt. Orientierung gibt das „Österreichische Spendengütesiegel“. Jede Organisation, die das Siegel beantragt, muss ihre Finanzen offenlegen. Beim ersten Ansuchen werden die letzten drei Jahre geprüft, bestehende Mitglieder müssen sich jährlich der Prüfung stellen. „Dabei wird vor allem die Verwendung der Spenden geprüft“, erklärt Günther Lutschinger. Derzeit tragen 225 Organisationen das Siegel, einige wie die Caritas oder das Hilfswerk verzichten darauf. „Wichtig ist das Siegel vor allem bei kleinen Organisationen“, sagt Lutschinger. Der Grazer Spendenskandalverein hatte kein Gütesiegel.