Zwei Kärntner versorgten die italienische Mafia mit Waffen
Von Nikolaus Tuschar
Zwei Kärntner, ein Vater (73) und sein Sohn (47), sollen Waffen an die italienische Mafia geliefert haben. Nun wurde Ende Juni ein Strafantrag eingebracht, nachdem die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen hatte. Das berichtet die Kleine Zeitung. Sie sollen zwischen Mai 2011 und Dezember 2018 860 Waffen nach Italien für die neapolitanische Camorra geschmuggelt haben. Der Schätzwert der Ware beträgt laut Interpol an die 500.000 Euro.
Dem 73-Jährigen - der als Haupttäter gilt - werden etwa folgende Straftaten vorgeworfen: Strafbare Handlungen nach dem Kriegsmaterialgesetz und dem Waffengesetz sowie den Handel mit Kriegswaffen. Bei Verurteilung drohen beiden Männern - die auch ein legales Waffengeschäft in Kärnten betreiben - Haftstrafen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren. Die Verhandlungen starten ab 25.Juli.
Ermittlungen seit 2016
Die italienische Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft hatte bereits 2016 die Ermittlungen in diesem Fall aufgenommen. Beobachtet wurde unter anderem ein 58-jähriger Italiener, der als Hauptdrahtzieher gilt. Als sich der Verdacht erhärtete, begannen Kriminalisten mit der Überwachung.
In diesem Zeitraum wurden auch einige Gespräche aufgezeichnet, in denen der Vorname des 73-Jährigen öfters vorkommt. Vater und Sohn wurden Ende 2018 festgenommen und in Untersuchungshaft gesteckt. Bisher gestanden sie, zumindest teilweise, in diesem Waffenhändlerring involviert gewesen zu sein.
Mehr als sieben Jahre soll es den zwei Kärntnern gelungen sein, die italienische Camorra (neapolitanische Mafia) mit Waffen zu versorgen. Viele dieser Waffen stammten aus dem ehemaligen Jugoslawien. Die Herkunft soll verschleiert worden sein, indem man die Seriennummer ausfräste.
Chronologie der Ereignisse
(1) Die erste Festnahme fand in Italien statt - ein italienischer Staatsbürger wurde im Besitz von 15 Pistolen (alle mit entfernter Seriennummer) aufgegriffen. Zusätzlich wurden zehn Revolver, fünf automatische Gewehre und mehr als 400 Stück Munition gefunden.
(2) Bei der zweiten Festnahme verhafteten die Ermittler zwei Boten, welche 12 Pistolen, 10 Revolver und 2 automatische Gewehre (alle mit entfernter Seriennummer) über die Grenze geschmuggelt hatten.
(3) Ein anderer Beschuldigter wurde mit vier Gewehren und zwei Karabinern (Alle mit entfernter Seriennummer) aufgegriffen.
(4) Der fünfte Bote war mit elf Pistolen (alle mit entfernter Seriennummer) und mehr als 600 Stück Munition unterwegs.
(5) Nach der Festnahme der zwei Kärntner wurden noch folgende Waffen entdeckt, die dem Anschein nach für den Schwarzmarkt vorgesehen waren. Gefunden wurden: 88 Pistolen (alle mit entfernter Seriennummer) samt Patronen-Reserven, sechs Kalaschnikows mit dazupassender Munition, eine Scorpion’-Maschinenpistole mit dazupassender Munition .
(6) Festnahme von 17 Verdächtigen, von denen vermutet wird, Mitglieder eines höchst gefährlichen kriminellen Rings zu sein, der zur Camorra gezählt wird.