Chronik/Österreich

Wiener Multitalent: Die Architektin, die auf Wörter baut

Schon wieder ist ihr Kalender randvoll. Ihre neue Aufgabe als Obfrau der Fachgruppe für die Buch- und Medienwirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien fordert ihr viel Energie ab. Kristina Macherhammer will sich nicht beklagen: „Wenn ich etwas mache, mache ich es gerne, dann stresst es mich nicht.“

Mit der Stilsicherheit ihrer Kleidung zeigt sie an, dass sie auch als Architektin ambitioniert arbeitet. Die bunten Kinder- und Jugendbücher in den Regalen ihres Wohnzimmers sind wiederum ein Hinweis auf ihren Zweitberuf: Gleich acht Titel hat sie selbst geschrieben – alle acht in ihrem kleinen Verlag „wortweit“ veröffentlicht.

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Als Autorin und noch mehr als Verlegerin hat Kristina Macherhammer aus der Nähe mitbekommen, wie sehr Buchhändler, Verlage und Auslieferer durch die aktuelle Teuerungswelle unter Druck geraten sind.

Als Interessensvertreterin drängt sie darauf, die derzeit 10-prozentige Umsatzsteuer auf Bücher so wie schon in der Pandemie zu halbieren: „Damit wäre der Branche sehr geholfen.“ Zudem will sie Leser und Leserinnen aufklären: „Dass dank der Buchpreisbindung in Österreich kein Buch online billiger sein darf als in einer Buchhandlung.“

Gefährdeten Betrieben stellt die Fachgruppenobfrau auch geförderte Unternehmensberatungen durch externe Trainer in Aussicht. Hilfe bräuchten viele auch in Sachen Social Media, Marketing, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit.

Sich für andere stark machen, sich selbst nicht zu wichtig nehmen – das ist ein Leitmotiv im Leben von Kristina Macherhammer.

Spannend ist auch die Frage, wie sie als Alleinerzieherin neben ihren ausfüllenden Aufgaben als Architektin und als Mutter noch Bücher schreiben und einen Buchverlag ins Leben rufen konnte. Die Multitaskerin antwortet auf diese Frage uneitel: „Das hat bei mir nur funktioniert, weil ich zwei so großartige Jungs habe.“ Dass sie selbst extrem gut organisiert ist, sei hier unbedingt hinzugefügt.

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Ihre Buben trieben sie an

Nach ihrem Studium an der TU in Graz hat sie drei Jahre lang bei einem steirischen Architekten in Los Angeles geplant. Mit nur 29 Jahren konnte sie dann, 2001, ihr eigenes Büro eröffnen. In ihrem Reihenhaus in Wien-Kagran plante sie neben dem Aufwachsen ihrer Kinder bald den Hauptplatz von Stegersbach, den Umbau des Rathauses in Lockenhaus, die Fußgängerzone zum Domplatz in Wiener Neustadt, das Innovation Lab in der Nationalbank in Wien, nicht zuletzt auch die Innenausgestaltung von Einfamilienhäusern, darunter ihr eigenes.

„Geschrieben habe ich schon als Kind sehr gerne“, erzählt Kristina Macherhammer dann. Ihre „Jungs“ hätten sie dazu ermutigt, ein Buch zu schreiben: „Unter der Bedingung, dass sie darin vorkommen.“ Und als sie das erste Buch (mit dem Titel „Silva“) fertig hatte, inklusive eigener Illustrationen, forderten ihre Buben „weitere Geschichten“. Acht Teile sind es nunmehr geworden.

1.357 Buchhandlungen mit einer aufrechten Gewerbeberechtigung gibt es derzeit in Österreich – knapp ein Drittel weniger als vor zehn Jahren.

Den  Buchhändlern geht es wie anderen lokalen Händlern auch. Ihr Problem: steigende Energiekosten bei sinkenden Umsätzen aufgrund der Konkurrenz der Ketten und der Online-Angebote.

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„Wir sind wie eine Familie“

Und weil eine Frau, die gerne im Team arbeitet, die Bücher nicht im Eigenverlag herausbringen wollte, gründete sie kurzerhand 2012 auch einen Verlag. Dort sind inzwischen mehr als vierzig Kinder- und Jugendbücher erschienen.

Die Gründerin freut sich: „Wir sind wie eine Familie. Ich lese auch alle Manuskripte.“ Was offenbar auf Gegenliebe stößt: Die Zufriedenheit der Autoren und Autorinnen mit der wertschätzenden Art der Verlegerin lässt das Projekt und das Team von Jahr zu Jahr weiter wachsen.

Inzwischen sind auch schon die ersten Buchhändler in Wien von Frau Macherhammer angetan.