Chronik/Österreich

Wie sich Naturjuwele gegen den Ansturm der Kamerateams wehren

Mehr als 1.100 Euro für ein Fotoshooting, mehr als 1.600 Euro für einen Videodreh. Die Tarifliste, die die Tiroler Gemeinde Ehrwald für kommerzielle Foto- und Videoaufnahmen auf ihrem Gemeindegebiet beschlossen hat, sorgt für Aufsehen.

In Ehrwald ist der Seebensee das Objekt der Begierde, aber auch andere Naturjuwele werden immer öfter von Videoteams besucht - für Spielfilme, Werbeaufnahmen, Naturdokus. Die Gebühr in Ehrwald soll keine Geldbeschaffungsaktion sein. „Es geht nicht ums Geld, sondern darum, dass die Abläufe festgehalten werden“, sagt Bürgermeister Martin Hohenegg zum KURIER.

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Es habe in der Vergangenheit auch Beschwerden gegeben, dass Autos mit ausländischen Kennzeichen am Kleinod der Ehrwalder parkten, wenn Filmteams vor Ort waren. „Nun können wir überprüfen, ob sie die Gebühr bezahlt haben“, sagt Hohenegg.

Verbot am Grünen See

Auch auf Bundesforste-Grund muss für kommerzielle Aufnahmen bezahlt werden. Auch Naturdokumentationen wollen die Bundesforste dadurch in geordnete Bahnen lenken. „Es ging auch darum, Wilddrehs besser steuern zu können. Die Teams sind oft sehr froh und dankbar, wenn sie von Förstern, die sich vor Ort auskennen, betreut werden“, sagt Bundesforste-Sprecherin Pia Buchner.

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Verglichen mit anderen Naturjuwelen ist der Ansturm auf den Seebensee in Ehrwald vergleichsweise überschaubar. Der Grüne See in der Steiermark galt wahlweise als Österreichs Karibik oder Atlantis und schaffte es dank Hollywood-Star Ashton Kutcher zu Weltruhm. Kutcher postete auf Facebook ein malerisches Unterwasserfoto und befeuerte damit den Hype um den See. Einige Wochen später erwirkte der Seebesitzer ein immer noch gültiges Tauchverbot.

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Auch anderswo kennt man das Problem. Der Bürgermeister der kleinen Gemeinde Krün in Oberbayern machte deutschlandweit Schlagzeilen, da er an zwei kleinen Seen in seinem Ort mit Schildern gegen den Instagram-Tourismus ankämpfte. Private Instagram-Fotos sind am Seebensee nach wie vor gebührenfrei. Damit gebe es auch keine Probleme, sagt Hohenegg. Auch die Bundesforste haben aktuell keine Beschwerden über von Instagrammern überlaufene Schauplätze.