Wie die Grünen Salzburg zu Innsbruck machen wollen
Von Matthias Nagl
„Es ist immer noch ein bisschen unwirklich, dass ich hier als Innsbrucker Bürgermeister sitze“, sagt Georg Willi. Ein halbes Jahr nach der Angelobung hat der erste grüne Bürgermeister einer Landeshauptstadt den Erfolg noch immer nicht ganz realisiert. Sein Wahlsieg soll Vorbildwirkung für andere Grüne haben. So sitzt Willi Donnerstagfrüh in einem Salzburger Café und leistet seiner Parteifreundin Martina Berthold Schützenhilfe.
Sie will bei der Bürgermeisterwahl am 10. März – wie Willi in Innsbruck – alle überraschen und für die grüne Bürgerliste in die Stichwahl kommen. Der Innsbrucker Bürgermeister zählt Gemeinsamkeiten auf und streut Berthold Rosen. Wie vor der Innsbrucker Wahl ist die grüne Bundespartei auch jetzt in einer schwierigen Situation, wie in Innsbruck gibt es auch in Salzburg regionalen Zuspruch für die Grünen.
Dazu seien Wohnen und der Verkehr in beiden Städten drängende Themen. Andererseits habe Berthold ihm, Willi, dem Politikroutinier, sogar etwas voraus: „Sie bringt fünf Jahre Regierungserfahrung mit und kennt auch die Verwaltungsebene.“
Umfrage zeigt knappes Rennen
Die 48-Jährige ist aktuell grüne Klubobfrau im Landtag und war zuvor fünf Jahre lang Landesrätin. Davor arbeitete sie beim Land im Büro für Frauenfragen und in der Bildungsabteilung. Diese Biografie zeigt aber auch: Seit Jahrzehnten in der Politik und stadtbekannt wie Willi in Innsbruck ist die Bürgermeisterkandidatin nicht. Willi war schon 1994 Klubobmann im Tiroler Landtag. Ein Vorsprung, den Berthold aufholen muss. „An der Bekanntheit muss ich noch arbeiten“, sagt sie auch selbst.
Eine Umfrage der Bürgerliste sieht die Parteien fast Kopf an Kopf – ÖVP bei 24,5, SPÖ bei 23, Bürgerliste bei 22 Prozent. Bei den Zahlen für die Persönlichkeitswahl zum Bürgermeister liegt Berthold etwas schlechter. Das will sie mit vielen Bürgerkontakten und mit dem Fokus auf die Themen Wohnen und Verkehr aufholen.
Auf Abstand zu Padutsch
Allerdings ist die Bürgerliste mit Stadtrat Johann Padutsch just in diesen beiden Bereichen schon seit 1992 in der Verantwortung. Auch deshalb grenzt sich Berthold zu ihrem Vorgänger als Bürgerlisten-Chef ab. „Wir haben in der Bürgerliste jetzt einen Generationenwechsel und ich habe einen kritischen Blick auf Prozesse, die in den letzten Jahren abgelaufen sind. Ich sehe sehr wohl das eine oder andere Projekt mit anderen Augen“, sagt sie.
Dass sie Salzburgs erste Bürgermeisterin werden könnte, erhöht ihre Chancen, glaubt Berthold: „Wenn die Welt nur mit einem männlichen Hintergrund gestaltet wird, dann fehlt uns ein wichtiger Teil. Wir brauchen Frauen in Entscheidungspositionen.“