Chronik/Österreich

Lawine in Osttirol beschädigt Häuser, Hunderte ohne Strom

Das Wetter am Samstag konnte man im Osten getrost in die Kategorie „Kaiserwetter“ einordnen. Zwar sorgte starker Wind für (der Jahreszeit entsprechende) Frische, aber zumindest die Sonne sorgte für gute Laune. In Teilen Tirols und Kärntens  gestaltete sich  die Wetter-Situation seit Samstagfrüh gänzlich anders – und zwar fast dramatisch.

Mindestens zwei Meter Neuschnee sorgten südlich des Alpenhauptkammes – in Osttirol, Kärnten und Südtirol – auch bei jenen für Beunruhigung, die mit angespannten Wetterlagen umzugehen wissen.

"Große Sorgen"

„Ich arbeite jetzt seit 31 Jahren für den Lawinenwarndienst und so eine Wetterlage macht  mir große Sorgen“, sagt Rudi Mair, Chef des Tiroler Lawinenwarndienstes. Grund für die großen Neuschneemengen  ist ein Italien-Tief, das vom Mittelmeer feuchte und milde Luft an die Südseite der Alpen bringt. „Hier schneit und regnet es von Freitag bis Montag ohne größere Pausen“, erklären ZAMG-Meteorologen.

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Der Schnee, der bis heute, Sonntag, am Abend fallen wird, beschäftigt Lawinenexperten Mair: „Seit Samstag sind in Osttirol 500 Haushalte ohne Strom. Wir erwarten, dass bis Sonntagabend noch weitere hinzukommen.“ 

Erste Lawinen verschütteten bereits Bäche, wie Mair erzählt. Am frühen Samstagabend ging in Prägraten am Großvenediger in Osttirol eine Lawine ab, die vier Häuser sowie ein Fahrzeug beschädigte. Personen wurden laut Polizei nicht verletzt.

Zuvor hatte die Gemeindeeinsatzleitung Prägraten insgesamt 29 Personen aufgefordert, ihre Wohnhäuser zu verlassen und ihren Aufenthalt vom westlichen in den östlichen Ortsteil von Bobojach zu verlegen.

Die Evakuierung von rund 90 weiteren Personen in den Ortsteilen Bichl, Wallhorn und nördlich des Dorfzentrums folgte. Die Feuerwehr Prägraten, die Bergrettung, Gemeindearbeiter und die Alpinpolizei Lienz standen im Einsatz.

Stromleitungen beschädigt

Weiterführend gab es Probleme in der Stromversorgung: „Einige Wasserkraftwerke werden nicht mehr mit Wasser versorgt und können deswegen keinen Strom liefern. Hinzu kommt, dass die Lawinen Strommasten beschädigen oder Bäume auf Stromleitungen fallen.“ Besonders treffen könnte es laut Mair - übrigens Meteorologe - die Ötztaler, die Stubaier sowie die Zillertaler Alpen.

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„Es schneit und schneit und es hört auch nicht auf“, so Mair. Zumindest einen schwach-positiven Aspekt kann der Experte der aktuellen Situation abgewinnen: „Es handelt sich um sehr nassen Schnee, weswegen die Lawinen nicht die große Reichweite haben. Im Fachjargon sagen wir, dass die Lawinen ’früher verhungern’. Das heißt, wir erwarten keine Zustände wie in Galtür 1999, aber durch ihre hohe Masse haben die aktuellen Lawinen dennoch ein großes Zerstörungspotenzial.“

Laut Mair sei jedenfalls davon auszugehen, dass am Sonntag eine Vielzahl an Straßen gesperrt oder verschüttet sein wird. 

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Die Verkehrssituation ist bereits seit Samstagfrüh angespannt. Zahlreiche Straßen und auch Bahnstrecken in Tirol, Kärnten und in Teilen der Steiermark sind unterbrochen. Die ÖBB gehen davon aus, dass die Sperren bis Montagnacht dauern werden.

 Das Land Kärnten hatte bereits am Freitag für das Lesachtal  und das obere Mölltal eine Wetterwarnung ausgegeben. Die Behörden stehen in erhöhter Bereitschaft, erklärte Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner: „Der massive Niederschlag wird besonders Oberkärnten betreffen, der starke Wind ist für Unterkärnten prognostiziert.“ Das Bundesheer stellte 100 Soldaten und mehrere Hubschrauber für Unwettereinsätze ab. 

Keine Entspannung

Für Lawinenexperte Mair ist bis Montag keine Besserung in Sicht. Nach knapp zwei Meter Neuschnee am Samstag erwartet Mair am Sonntag weitere ein- bis eineinhalb Meter: „Ich sehe keine Tendenz, dass sich bis Sonntagnacht etwas abschwächt. Das werden noch angespannte Stunden, so viel ist sicher.“ 

Laut ZAMG setzt sich der starke Schneefall in Nordtirol und Osttirol fort, im Lienzer Becken mischt sich am Sonntag weiterhin Regen dazu. Zwar soll die Schneefallgrenze tagsüber ansteigen, doch gegen Abend soll sie wieder absinken.