Chronik/Österreich

Von 151 Flüchtlingskindern fehlt jede Spur

Zwangsprostitution, Menschen- und Organhandel, Drogenschmuggel: Hilfsorganisationen warnen immer wieder davor, dass Kinder auf der Flucht besonders gefährdet sind, Opfer von Kriminellen zu werden. Kürzlich teilten deutsche Behörden mit, dass rund 9000 junge Flüchtlinge als vermisst gelten.

In Österreich spricht das Innenministerium von 151 vermissten Flüchtlingskindern. Erfasst sind in diesen "händisch herausgezählten" Fällen jedoch nur Kinder unter 14 Jahren im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen, sagt Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Im Innenministerium geht man davon aus, dass viele Kinder in andere EU-Staaten weitergereist sind. Hinweise, dass es einen Zusammenhang mit Verbrechen geben könnte, sehe man keine.

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Andrea Holz-Dahrenstaedt, Leiterin der Salzburger Kinder- und Jugendanwaltschaft, ist skeptisch. Sie hat das Verschwinden der mittlerweile 17-jährigen Amina D. aus Guinea gegenüberÖ1publik gemacht. Der Bruder des Mädchens, der mittlerweile in Salzburg untergekommen ist, hatte seine Schwester bereits Mitte Jänner als vermisst gemeldet. Die Afrikanerin war zu einem Arzttermin in Traiskirchen nicht erschienen. "Sie ist krank gewesen und hat hier sonst niemanden gekannt. Daraus schließen ihr Bruder und ich, dass sie nicht freiwillig weggegangen sein könnte", sagt Holz-Dahrenstaedt.

Polizei reagierte nicht

Von der Polizei habe der Bruder des Mädchens seit der Vermisstenanzeige nichts mehr gehört. Ob etwa eine Handypeilung durchgeführt worden sei, wisse er nicht. Holz-Dahrenstaedt hofft, dass durch die mediale Aufmerksamkeit noch einmal Bewegung in den Fall kommt. Nach der Kinderrechtskonvention müsse der Staat nämlich alles dafür tun, dass das Mädchen wiedergefunden werde, sagt sie.

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"Es herrscht die Grundhaltung, dass verschwundene Flüchtlingskinder eh schon woanders sind", kritisiert Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International. "Es steht aber sicher nicht überall ein Kriminalfall dahinter." Die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Traiskirchen sei jedoch nach wie vor mangelhaft und mit jener von österreichischen Kindern nicht vergleichbar, meint Patzelt.